Modellprojekte zeigen: Big Data kann Leben retten!
Freitag, 23. Januar 2015
– Autor:
Cornelia Wanke
Demographischer Wandel auf der einen und fortschreitende Digitalisierung auf der anderen Seite. Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich das deutsche Gesundheitssystem bewegt. Das war eine Erkenntnis des Elsevier-Symposiums „Big Data und patientenindividuelle Versorgung – Best Practice und Potenziale“.
Mehr Wissen durch viele Daten?
– Foto: mikkolem - Fotolia
Das Symposium, das im Rahmen des Jahreskongresses des Bundesverbandes Managed Care (BMC) in Berlin stattfand, war hochkarätig besetzt. Fünf Experten stellten individuelle Versorgungskonzepte vor, die unter anderem mithilfe von Routinedaten entwickelt wurden. „Die Modelle sind eindrucksvoll und die Ergebnisse vielversprechend. Das Potenzial ist aber noch längst nicht ausgeschöpft“, sagte Olaf Lodbrok. Sowohl die Optimierung der medizinischen Versorgung als auch die Hebung von Wirtschaftlichkeitsreserven durch den Abbau von Über- bzw. Fehlversorgung könnten noch deutlich gesteigert werden, so der Geschäftsführer von Elsevier Healthcare Analytics.
Deutschland setzt beim Datenschutz auf hohe Standards – und das ist auch gut so!
Zum Auftakt der Veranstaltung berichtete Ministerialdirigent Dr. Andreas Goerdeler vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von den Plänen seines Ministeriums bei der Nutzung von Big Data: „Mit dem BMWi-Technologieprogramm Smart Data konzentrieren wir uns auf für Deutschland vielversprechende Anwendungsfelder wie Industrie, Energie, Mobilität und Gesundheit. Dort wollen wir in Best Practices zeigen, was mit den neuen Analytik-Tools von Big Data möglich ist, um zum Beispiel die Diagnosemöglichkeiten in der Medizin entscheidend zu verbessern.“ Alleinstellungsmerkmal sei es hierbei, dass Deutschland auf hohe Standards bei Datenschutz und Datensicherheit setze und ein Höchstmaß an Transparenz an den Tag lege.
Big Data kann den Wissenstransfer beschleunigen
Die Vorteile für den Arzt bei einer IT-getriebenen Nutzung von Big Data erläuterte Prof. Dr. Guido Noelle, Geschäftsführer des AOK-eigenen Unternehmens gevko GmbH (Gesundheit - Versorgung - Kommunikation). „Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Berufsbildung verdoppelt sich das medizinische Wissen alle zwei Jahre. Um auf dem Gebiet der Inneren Medizin „up to date“ zu bleiben, müsste ein Arzt pro Tag 17 Originalarbeiten, mindestens aber eine Schlüsselpublikation lesen“ erklärte er und verdeutlichte den Einfluss der Versorgungsforschung auf den ärztlichen Alltag. Deshalb brauche man Werkzeuge für den zeitnahen Wissenstransfer aus der Versorgungsforschung. IT-Lösungen würden dies künftig beschleunigen.
Ein Modellprojekt zur Arzneimitteltherapiesicherheit, in dessen Mittelpunkt die Vermeidung des plötzlichen Herztods steht, stellte Dr. Lutz Hager, Geschäftsführer Versorgung der IKK Südwest vor. Dr. Elisabeth Siegmund-Schultze, Abteilungsleiterin Leistungs- und Versorgungsmanagement der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), berichtete über ein Versorgungsprogramm zur frühzeitigen Behandlung von Vorhofflimmern, das als größter Risikofaktor für Schlaganfall gilt.
Wie die Vorträge zeigten, könnten neue Versorgungsangebote auf Basis von Analysen von Routinedaten durch die frühzeitige Identifizierung von Hochrisikopatienten Leben retten. Hier bedarf es aber gemeinsamen Anstrengungen seitens aller Akteure.