Menschen mit Demenz in die Mitte nehmen
Der 8. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist am Donnerstag unter dem Motto ‚Demenz – jeder kann etwas tun‘ gestartet. Damit ist weniger die Prävention als das soziale Miteinander gemeint. Menschen mit Demenz dürften nicht ausgegrenzt werden, sondern gehörten in unsere Mitte, sagte die Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Heike von Lützau-Hohlbein am ersten Kongresstag. Auch Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens warb für ein faires menschliches Miteinander: „Der Umgang mit Demenz ist ein Kernthema, an dem unsere Gesellschaft ihr Stärke zeigen kann, an dem unsere Gesellschaft sich messen lassen muss. Es kann nicht nur jeder etwas tun – jeder muss etwas tun, um die Normalität für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen herzustellen.“ Die Gesellschaft müsse Demenz als normalen Bestandteil akzeptieren und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Menschen mit Demenz so lange wie möglich selbstständig leben können, so die Ministerin weiter.
Alzheimer Gesellschaft fordert bessere Beratung und Behandlung
Die Alzheimer Gesellschaft forderte darüber hinaus, eine bessere medizinische Versorgung von Demenzpatienten, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Das Recht der Patienten auf eine sorgfältige Diagnose, Behandlung und Beratung müsse endlich umgesetzt werden, hieß es. „Wissen über Demenz darf nicht nur auf Spezialstationen vorhanden sein. Auch wenn ein Demenzkranker wegen eines Knochenbruchs ins Krankenhaus kommt, müssen Ärzte und Pflegepersonal dort für den Umgang mit Demenzkranken qualifiziert sein“, sagte Bärbel Schönhof von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
In allen Städten und Gemeinden müsse es Beratungs- und Unterstützungsangebote geben, die gut erreichbar und bei den Menschen auch bekannt seien. Und auch die Bürger müssten über das Thema Demenz informiert werden, um ein besseres Zusammenleben zu ermöglichen.
Jeder kann etwas für Demenzkranke tun - lautet das Motto
Heute leben 1,5 Millionen Menschen mit einer Demenz in Deutschland. Einer von ihnen ist Wilhelm Grafe. Bei ihm wurde vor sechs Jahren eine Demenz festgestellt. Auf dem Kongress konnte er trotz seiner Erkrankung sprechen. „Auch mit einer Demenz sollte man sich auf keinen Fall verstecken, sondern sich dazu bekennen. Je besser man das kann, desto einfacher ist es“, muntert Wilhelm Grafe auf, der selbst noch in einem Chor aktiv ist und regelmäßig auf der Bühne steht. „Ich wünsche mir, dass ich noch lange so leben kann.“
Heike von Lützau-Hohlbein fasste zusammen: „Wir wollen mit diesen Aufforderungen dazu beitragen, sich im eigenen Umfeld auf Menschen mit Demenz einzulassen und sie wirklich in unsere Mitte zu nehmen. Denn nur so können wir das tägliche Leben für Demenzkranke und ihre Familien erträglicher gestalten.“
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