Mehr niedrigschwellige Unterstützung bei Pflegebedürftigkeit gefordert
Der Vorsitzende der Krankenkasse Christoph Straub forderte mehr transparente und unkompliziert abrufbare Informationsangebote sowie flächendeckend greifende Unterstützungsleistungen in der Versorgung bei Pflegebedürftigkeit. Er sieht dabei vor allem die Pflegekassen in der Pflicht, Alternativen zu den Pflegestützpunkten anzubieten. Diese Beratungseinrichtungen hält der Kassenchef für obsolet. „Das Konzept der Pflegestützpunkte ist gescheitert. Sie gehen klar am Bedarf der Betroffenen vorbei“, so Straub. Nötig seien stattdessen mehr niedrigschwellige mobile und häusliche Angebote und Unterstützungsleistungen für alle Versicherten. Der Kassenchef verweist auf die Familiengesundheitspfleger, die die BarmerGEK einsetzt. Sie hätten sich bewährt.
Praxisnahe Hilfen bei Pflegebedürftigkeit entwickeln
Straub forderte Länder und Kommunen auf, gemeinsam mit den Pflegekassen einen strukturierten Austausch zu beginnen. Als Forum für diesen Austausch setzt er auf regionale Pflegekonferenzen. Die konkreten Pflegebedarfe in den Regionen müssten regelmäßig analysiert werden, damit passgenaue Angebote für die Pflegebedürftigen und ihre Familien erarbeitet werden können, meint der Kassenchef. „Praxisnahe Angebote müssten auch dazu führen, dass sich Betroffene vor Ort besser vernetzen können, um gegenseitig von Erfahrungen zu profitieren“, so Straub weiter. Deshalb hält er Kurse für pflegende Angehörige für besonders sinnvoll. Sie würden nicht nur wichtiges Wissen vermitteln, sondern auch einen Austausch der Betroffenen untereinander ermöglichen.
Große regionale Unterschiede in der Pflege-Versorgung
Der Pflegereport der Krankenkasse zeigt gewaltige Unterschiede in der Art der Pflege zwischen den Bundesländern. So werden in Schleswig-Holstein vier von zehn Pflegebedürftigen in Heimen versorgt, und für fast jeden zweiten Pflegebedürftigen im Bundesland steht ein Heimplatz zur Verfügung. So viele Plätze pro Pflegebedürftigen gibt es sonst nirgends in Deutschland. In Brandenburg etwa ist nur für jeden vierten Pflegebedürftigen ein Heimplatz verfügbar. Dort ist der Anteil der Pflegebedürftigen, die zuhause versorgt werden, bundesweit am höchsten. Bei 28,5 Prozent der Pflegebedürftigen in Brandenburg wirkt ein Pflegedienst an der Pflege mit. In Hamburg trifft das auf 29,2 Prozent der Pflegebedürftigen zu.
Auch der künftige Bedarf in der Pflege entwickelt sich regional sehr unterschiedlich. Für den 10-Jahres-Zeitraum zwischen 2050 und 2060 prognostiziert der Report für Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Berlin, Hamburg und Bremen eine Zunahme an Pflegebedürftigen, für die östlichen Bundesländer jedoch ausnahmslos deutliche Rückgänge. Dabei werden die Pflegebedürftigen immer älter. Drei von vier pflegebedürftigen Männern und knapp 85 Prozent der pflegebedürftigen Frauen werden 2060 mindestens 80 Jahre alt sein.