Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Mehr niedrigschwellige Unterstützung bei Pflegebedürftigkeit gefordert

Montag, 28. November 2016 – Autor: Angela Mißlbeck
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen brauchen mehr Unterstützungsangebote, die leicht zugänglich sind. Das folgert die BarmerGEK aus ihrem aktuellen Pflegereport.
Pflegeversicherung soll leicht zugängliche Unterstützung für Angehörige bieten.

Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen - Pflege ist im Osten anders als im Norden – Foto: Verwendung weltweit

Der Vorsitzende der Krankenkasse Christoph Straub forderte mehr transparente und unkompliziert abrufbare Informationsangebote sowie flächendeckend greifende Unterstützungsleistungen in der Versorgung bei Pflegebedürftigkeit. Er sieht dabei vor allem die Pflegekassen in der Pflicht, Alternativen zu den Pflegestützpunkten anzubieten. Diese Beratungseinrichtungen hält der Kassenchef für obsolet. „Das Konzept der Pflegestützpunkte ist gescheitert. Sie gehen klar am Bedarf der Betroffenen vorbei“, so Straub. Nötig seien stattdessen mehr niedrigschwellige mobile und häusliche Angebote und Unterstützungsleistungen für alle Versicherten. Der Kassenchef verweist auf die Familiengesundheitspfleger, die die BarmerGEK einsetzt. Sie hätten sich bewährt.

Praxisnahe Hilfen bei Pflegebedürftigkeit entwickeln

Straub forderte Länder und Kommunen auf, gemeinsam mit den Pflegekassen einen strukturierten Austausch zu beginnen. Als Forum für diesen Austausch setzt er auf regionale Pflegekonferenzen. Die konkreten Pflegebedarfe in den Regionen müssten regelmäßig analysiert werden, damit passgenaue Angebote für die Pflegebedürftigen und ihre Familien erarbeitet werden können, meint der Kassenchef. „Praxisnahe Angebote müssten auch dazu führen, dass sich Betroffene vor Ort besser vernetzen können, um gegenseitig von Erfahrungen zu profitieren“, so Straub weiter. Deshalb hält er Kurse für pflegende Angehörige für besonders sinnvoll. Sie würden nicht nur wichtiges Wissen vermitteln, sondern auch einen Austausch der Betroffenen untereinander ermöglichen.

Große regionale Unterschiede in der Pflege-Versorgung

Der Pflegereport der Krankenkasse zeigt gewaltige Unterschiede in der Art der Pflege zwischen den Bundesländern. So werden in Schleswig-Holstein vier von zehn Pflegebedürftigen in Heimen versorgt, und für fast jeden zweiten Pflegebedürftigen im Bundesland steht ein Heimplatz zur Verfügung. So viele Plätze pro Pflegebedürftigen gibt es sonst nirgends in Deutschland. In Brandenburg etwa ist nur für jeden vierten Pflegebedürftigen ein Heimplatz verfügbar. Dort ist der Anteil der Pflegebedürftigen, die zuhause versorgt werden, bundesweit am höchsten. Bei 28,5 Prozent der Pflegebedürftigen in Brandenburg wirkt ein Pflegedienst an der Pflege mit. In Hamburg trifft das auf 29,2 Prozent der Pflegebedürftigen zu.

Auch der künftige Bedarf in der Pflege entwickelt sich regional sehr unterschiedlich. Für den 10-Jahres-Zeitraum zwischen 2050 und 2060 prognostiziert der Report für Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Berlin, Hamburg und Bremen eine Zunahme an Pflegebedürftigen, für die östlichen Bundesländer jedoch ausnahmslos deutliche Rückgänge. Dabei werden die Pflegebedürftigen immer älter. Drei von vier pflegebedürftigen Männern und knapp 85 Prozent der pflegebedürftigen Frauen werden 2060 mindestens 80 Jahre alt sein.

Hauptkategorie: Pflege
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Pflegebedingungen , Pflege , Pflegende Angehörige , Pflegeversicherung

Weitere Nachrichten zum Thema Pflegebedürftigkeit

Pflegebedürftige haben seit dem 1. Juli 2018 Anspruch auf eine halbjährliche Vorsorge-Behandlung durch einen Zahnarzt. Gerade bei ihnen ist die Mundgesundheit oft beeinträchtigt. Das reduziert nicht nur die Lebensqualität. Eine bessere Zahnhygiene ist vonnöten.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Rund 400 Pflegestützpunkte in Deutschland sollen Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen helfen, Leistungen zu beantragen und die Pflege zu organisieren. Dafür brauchen sie mehr und qualifizierteres Personal, sagt ein Gutachten des Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in Saarbrücken.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin