Mehr Geld für Berliner Pflegedienste
Die Mehreinnahmen aus einer jetzt beschlossenen Vergütungserhöhung von 4 Prozent sollen im Bereich der ambulanten Pflege ein höheres Lohnniveau für die 20.000 Beschäftigten in Berlin ermöglichen – auch wenn der Umfang der Lohnerhöhungen konkret nicht festgelegt sei. Das wurde auf einer Pressekonferenz des Gesundheitssenats deutlich.
Derzeit verdienen die Mitarbeiter in der Pflege je nach Ausbildung „oft weniger als 1.600 bis 2.200 Euro brutto im Monat für einen Vollzeitjob“, heißt es seitens des Senats. Ab 1. April 2014 können jetzt alle rund 600 ambulanten Pflegedienste Vereinbarungen nach SGB XI und SGB XII abschließen, durch die Leistungen wie Waschen oder Ankleiden um vier Prozent besser bezahlt werden, kündigte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) an. Das soll die Situation in der ambulanten Pflege verbessern. 80 Prozent der Pflegedienste haben die Vereinbarung bereits unterschrieben, weitere habe die Annahme des Vergütungsangebotes angekündigt. „Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege werden davon profitieren und ihre wichtige Arbeit damit wertgeschätzt“, ist sich Czaja sicher.
Ergebnis bleibt deutlich hinter der Lohnentwicklung anderer Branchen zurück
Hans-Joachim Wasel, Fachreferent Altenhilfe beim Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V., begrüßt die Einigung zur Erhöhung der Vergütung, auch wenn er mahnt, „die Erhöhung bleibt deutlich hinter der allgemeinen Lohnentwicklung anderer Branchen in den Jahren 2012 bis 2014 zurück“. Dennoch sei damit ein wichtiger Fortschritt erreicht, um zukünftig eine angemessene tarifliche Bezahlung der Pflegekräfte sicherzustellen, so Wasel.
Auch der Berliner AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG) würdigt die Bemühungen der Senatsverwaltung, trotz des angespannten Haushalts sich der Verpflichtung der Weiterfinanzierung von Pflegeleistungen für Sozialhilfeberechtigte zu stellen. „Zäh und lange“ sei das Ringen um die jetzt erfolgte Vergütungserhöhung gewesen. „Gebraucht hätten wir jedoch ein Ergebnis von 6,8 Prozent“, kommentiert AVG Vorstandsmitglied Thomas Meißner den Verhandlungskompromiss, der bezogen auf das gesamte Jahr 2014 eine Erhöhung der Preise von 3 Prozent vorsieht.
Pflege nicht durch lange Querelen und Schiedsverfahren blockieren
Meißner hofft, dass durch die Vergütungserhöhung auch die Mitarbeiter partizipieren. Denn nicht vergessen werden dürfe, dass viele Einrichtungen in Berlin enormen Nachholbedarf im Investitionsbereich haben, macht der Pflegeexperte deutlich.Er will den Schritt der Wertschätzung ambulanter Pflege in Berlin konsequent fortgesetzt sehen. „Dazu gehört es jedoch auch, dass weitere Entgeltentwicklungen im SGB V-Bereich nicht durch lange Querelen und Schiedsverfahren der Krankenkassen blockiert werden.“
Geeinigt hat sich die Senatsverwaltung mit den Verbänden der Anbieter auch darüber, dass ab 2015 Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter für die Ausbildung von Nachwuchskräften in der ambulanten Pflege für zweieinhalb Stunden pro Schülerin und Schüler und Woche freigestellt werden. Die derzeit rund 600 Auszubildenden in der ambulanten Pflege würden so besser betreut. Jedoch seien hierfür noch die Finanzierungsfragen zu klären, so der AVG.
Foto: CDU Fraktion Berlin