Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Meditation schützt vor Rückfall nach Depression

Sonntag, 7. Juni 2015 – Autor:
Um das Rückfallrisiko nach einer Depression zu reduzieren, werden oft über mehrere Monate Antidepressiva verschrieben. Eine bestimmte Meditationstechnik kann das Risiko jedoch offenbar genauso effektiv mindern, wie eine neue Studie jetzt zeigt.
Meditation wirkt gegen Depressionen

Achtsamkeitsmeditation kann Depressionen vorbeugen – Foto: Romolo Tavani - Fotolia

Nach einer akuten Depression ist das Risiko für einen Rückfall ohne Behandlung sehr hoch. Wer zum ersten Mal an einer depressiven Episode litt, hat immerhin ein 50-prozentiges Rückfallrisiko, nach zwei Episoden sind es schon 80 Prozent und nach drei Episoden liegt die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Erkrankung sogar bei rund 90 Prozent – jedenfalls wenn keine medikamentöse oder psychotherapeutische Therapie eingesetzt wird. Da viele Menschen aber nicht dauerhaft Antidepressiva einnehmen wollen, haben Forscher der Universität Oxford nun untersucht, ob sich das Rückfallrisiko für Depressionen auch mit Meditation reduzieren lässt. Das Ergebnis ihrer Studie veröffentlichen sie jetzt im Fachmagazin „The Lancet“.

Meditation wirkt genauso gut wie Medikamente

Während der zweijährigen Studie mit 424 Teilnehmern, die an einer Depression gelitten hatten, erhielt eine Hälfte der Probanden Antidepressiva, die andere Hälfte wurde mit einer bestimmten Meditationstechnik, der sogenannten Achtsamkeitsbasierten Meditationstherapie (MBCT = Mindfulness Based Cognitive Therapy) behandelt. Die Patienten der Meditationsgruppe nahmen zunächst an acht Gruppensitzungen teil und wurden zudem verpflichtet, jeden Tag zu Hause bestimmte Übungen durchzuführen. Zusätzlich wurden in den folgenden Monaten vier weitere Sitzungen angeboten.

Es zeigte sich, dass die Probanden, die an der Meditationstherapie teilnahmen, eine Rückfallrate von 44 Prozent hatten. Bei den mit Antidepressiva behandelten Versuchsteilnehmern lag das Risiko für eine erneute Depression bei 47 Prozent. Die Therapie sei daher eine „neue Alternative für Millionen von Menschen“, kommentierte Studienleiter Willem Kuyken das Ergebnis.

Achtsamkeitsmeditation bekämpft das Grübeln

MBCT basiert auf dem anerkannten MBSR-Achtsamkeitstraining (Mindfulness Based Stress Reduction) von Professor Jon Kabat-Zinn. Bei MBCT und MBSR geht es darum, Gefühle und Gedanken zu erkennen und zu akzeptieren, ohne sie zu verurteilen. Das Ziel ist, sich nicht in Grübelschleifen zu verlieren und mit negativen Gefühlen besser umgehen zu können.  

In einem unabhängigen Kommentar zur aktuellen Studie erklärte der Psychologe Roger Mulder von der Otago-Universität in Neuseeland, die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie sei eine „wirksame Alternative“ für Patienten, die unter Depressionen gelitten hatten und Antidepressiva aufgrund der Nebenwirkungen nicht vertragen. Mit der Meditationstherapie gebe es „eine vielversprechende neue Behandlungsmethode, die relativ günstig ist und bei einem großen Teil der Menschen mit Depressionsrisiko angewandt werden kann“, so Mulder.

Foto: © Romolo Tavani - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Depression

15.10.2019

Ein Antibiotikum kann depressives Verhalten vermindern – das zeigt eine aktuelle Studie. Wirksam ist dabei offenbar eine Veränderung der Darmflora und eine daraus resultierende Hemmung von Entzündungsprozessen im Gehirn.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Dr. Iris Hauth, Chefärztin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Berlin-Weißensee, berichtet in Ihrem Buch "Keine Angst!" über Ursachen und Behandlung von Depressionen - und wie man sich davor schützen kann.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin