Masernwelle facht erneute Debatte um Impfpflicht an
Mehrere Gesundheitspolitiker der großen Koalition haben eine Impfpflicht gefordert, sollten die Impfraten weiterhin so niedrig bleiben. Auslöser der Debatte ist ein schwerer Masernausbruch in Berlin, wo seit Oktober bislang mehr als 530 Fälle gemeldet wurden. Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn sagte der "Welt am Sonntag": "Wenn wir es nicht schaffen, mit verstärkter Aufklärung und Beratung die Impfraten bald zu steigern, sollten wir über eine Impfpflicht in Kindergärten und Schulen nachdenken." Ähnlich äußerte sich der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Die Impfpflicht für Kleinkinder müsse der nächste Schritt sein, wenn die Impfbereitschaft in der Bevölkerung nicht steige.
Den Grünen und Linken geht ein Impfzwang jedoch zu weit. Die Fraktionsvize der Grünen im Bundestag Katja Dörner sagte der „Welt“, Impfskeptiker bringe man nicht durch Zwang zum Umdenken, sondern durch umfassende, unabhängige Beratung. Auch die Linksfraktion lehnt eine Impfpflicht ab. Der Gesundheitsexperte Harald Weinberg von den Linken meinte gegenüber der «Saarbrücker Zeitung», das Selbstbestimmungsrecht der Eltern müsse weiter gelten.
Impfberatung steht im Präventionsgesetz
Eine Impfberatung, wie sie die Grünen jetzt fordern, ist längst im Präventionsgesetz vorgesehen. Der im Dezember vom Kabinett verabschiedete Gesetzesentwurf sieht eine ärztliche Impfberatung vor, die Eltern künftig beim Eintritt ihres Kindes in die Kita vorlegen müssen. Das Bundesministerium für Gesundheit bezeichnet diese Maßnahme als sinnvoll, „weil gerade bei gefährlichen Krankheiten, wie etwa Masern, kleine Kinder ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben und auch das Ansteckungsrisiko in Gemeinschaftseinrichtungen, wie der Kita zunimmt.“ Die Beratung diene dazu, Eltern verstärkt über solch gefährliche Krankheiten und Möglichkeiten des Schutzes ihres Kindes aufzuklären und den Impfschutz zu verbessern, heißt es weiter aus dem Ministerium.
Masernimpfung: Lücken bei jungen Erwachsenen am größten
Die größten Impflücken bestehen derzeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Daten aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts (RKI) aus den Jahren 2003 bis 2006 zeigen, dass nur 77,5 Prozent der 14- bis 17-Jähringen einen vollständigen Schutz gegen Masern aufwiesen. Eine Impfquote von 95 Prozent ist aber erforderlich, um die Masern zu eliminieren.
Laut Ständiger Impfkommission (STIKO) sollten die beiden Masernimpfungen vor dem zweiten Lebensjahr durchgeführt werden – also bevor die Kinder in die Kita kommen. In vielen Fällen erfolgen Impfungen jedoch immer noch zu spät.
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