Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Lungenentzündung vom Hausarzt oft nicht erkannt

Sonntag, 3. März 2013 – Autor: Anne Volkmann
Eine aktuelle Studie zeigt: Ohne Einsatz von Bildgebungsverfahren wird eine Lungenentzündung oft übersehen. Denn nicht immer sind die Symptome eindeutig.
Lungenentzündung oft übersehen

Bei Lungenentzündungen treten meist starker Husten und Fieber auf

Eine Lungenentzündung geht meist mit starkem Husten und Fieber einher. Doch manchmal sind die typischen Symptome nicht so stark ausgeprägt. Dann tun sich Hausärzte häufig schwer mit der richtigen Diagnose. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Ob ein Patient, der mit Husten in eine Hausarztpraxis kommt, nur eine akute Bronchitis oder doch eine Pneumonie hat, wird meistens anhand von Anamnese und körperlicher Untersuchung entschieden. Wie treffsicher diese Diagnose ohne Röntgenbilder ist, wollte ein Team von Medizinern um Dr. Saskia van Vugt von der Universität Utrecht herausfinden. 294 Hausärzte aus zwölf europäischen Ländern, die insgesamt 2.810 Patienten mit Husten klinisch untersucht hatten, nahmen an der Studie teil. Unabhängig von der Hausarztdiagnose wurde bei allen Patienten auch eine Röntgen-Aufnahme vom Thorax angefertigt.

Mehrzahl der Lungenentzündungen nicht diagnostiziert

Das erschreckende Ergebnis: Die Mehrzahl der Pneumonien wurde ohne Bildgebung übersehen. Von den 2.810 Patienten hatten 140 aufgrund des Röntgenbildes die Diagnose Lungenentzündung erhalten. Doch nur 29 Prozent davon, nämlich 41 Patienten, hatten vom Hausarzt dieselbe Diagnose bekommen. Bei den 99 Patienten, deren Lungenentzündung durch die reine körperliche Untersuchung nicht entdeckt worden war, waren Beschwerden und Symptome wie Fieber und Raschelgeräusche beim Abhören weniger stark ausgeprägt gewesen.

Umgekehrt wurden die meisten Patienten, die ein unauffälliges Röntgenbild aufwiesen, auch vom Hausarzt als pneumoniefrei erkannt. Nur bei einem Prozent wurde zu Unrecht eine Lungenentzündung diagnostiziert. Dies sei im Hinblick auf unnötige Antibiotikaverordnungen immerhin beruhigend, so die Studienautoren.

Unbehandelte Lungenentzündung ist lebensbedrohlich

Die niedrige Trefferquote bei der radiologisch nachweisbaren Pneumonie bezeichneten die niederländischen Ärzte hingegen als „besorgniserregend“. Sie erklären: „Wir brauchen dringend Tests, mit denen die diagnostische Treffsicherheit in der Praxis verbessert werden kann.“ Van Vugt und ihre Kollegen empfehlen, Patienten aufzufordern, sich wieder in der Praxis vorzustellen, falls die Symptome nicht abklingen oder schlimmer werden. Denn eine unbehandelte Lungenentzündung kann gefährlich, sogar lebensbedrohlich sein.

Nach Angaben der Forscher rechtfertigen viele Ärzte den Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika bei akutem Husten mit der Sorge, dass ihnen eine Pneumonie entgehen könnte. Auch das kann nicht wünschenswert sein, da Antibiotika starke Nebenwirkungen haben und Resistenzen ausbilden können.

Foto: Jürgen Fälchle - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Lunge , Lungenentzündung , Röntgen , Qualität

Weitere Nachrichten zum Thema Lungenentzündung

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin