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Leitlinie Hepatitis C aktualisiert

Montag, 9. März 2015 – Autor:
Die S3-Leitlinie zur Therapie einer chronischen Hepatitis C ist soeben aktualisiert worden. In die Empfehlungen fließen nun die neuesten Medikamente zur interferonfreien Therapie mit ein.
Leitlinie Hepatitis C aktualisiert

DSGV aktualisiert S3-Leitlienie: Die Behandlung von chronischer Hepatis C schreitet rasant voran

Inzwischen ist bei mehr als 90 Prozent aller Hepatitis C-Patienten eine Heilung möglich. Ärzte führen diese Entwicklung vor allem auf neue hochwirksame Medikamente zurück. Erste interferonfreien Therapien gegen die Lebererkrankung wurden 2014 zugelassen. Jüngst erfolgten Zulassungen für „Ledipasvir/Sofosbuvir“ als Einzeltablette sowie „Paritaprevir/r plus Ombitasvir“ und „Dasabuvir“. Diese zur Kombinationstherapie zugelassenen Präparate kommen für Patienten mit Hepatitis C-Viren der Genotypen 1 oder 4 als eine von je vier Therapieoptionen in Frage. Nun hat die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) bereits zum vierten Mal in kürzester Zeit die S3-Leitlinie um ihre neuen Therapieempfehlungen ergänzt. Das aktuelle „Addenum“ zur „S3-Leitlinie Hepatitis C“ ist auf der Homepage der DGVS abrufbar. Die Fachgesellschaft empfiehlt Ärzten, die Patienten mit Hepatitis C behandeln, sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren.

Hepatologen sprechen von Revolution

„Mit jedem neuen Medikament wird das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten erweitert“, sagt Professor Thomas Berg, Leiter der „Sektion Hepatologie“  am Universitätsklinikum Leipzig. In den letzten 14 Monaten seien sieben neue Wirkstoffe zugelassen worden, die die Aussicht auf Heilung stark verbessert hätten. Die neu zugelassenen Medikamente greifen direkt am Vermehrungszyklus der Viren an und sind auch ohne Interferon einsetzbar. „Im Gegensatz zu früher gibt es kaum Nebenwirkungen“, so Berg.

Bis ins Jahr 2011 war eine Kombinationstherapie aus den Wirkstoffen „Ribavirin“ und „Interferon“ der Standard für die Behandlung der Hepatitis C-Infektion. Nicht selten mussten Patienten die Behandlung aber wegen starker Nebenwirkungen abbrechen. Als 2011 die ersten direkt gegen das Virus aktiven Wirkstoffe „Boceprevir“ und „Telaprevir“ auf den europäischen Markt kamen, erhielten manche Patienten fortan eine erweiterte „Tripeltherapie“. „Für einen Teil der Patienten wurde dadurch schon eine deutliche Steigerung der Heilungsraten erzielt“, kommentiert Berg. „Doch zu dem Fortschritt in den vergangenen 14 Monaten ist dies kein Vergleich“.

Klinische Studien fließen in Leitlinien ein

Normalerweise dauert die Aktualisierung einer Leitlinie mindestens zwei Jahre. Bei Veränderungen von so großer klinischer Bedeutung wie in diesem Fall sei es jedoch sinnvoll, von den regulären Abläufen abzuweichen, betont Professor Christoph Sarrazin, stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik 1 am Universitätsklinikum Frankfurt. Bei der stetigen Aktualisierung ihrer Therapieempfehlung beachten die Experten neben den neuen Zulassungen auch die wachsenden Erkenntnisse, die aus großen klinischen Studien resultieren. „Die Datenbasis zu den neuen Therapiemöglichkeiten wächst täglich“, so Sarrazin.

Behandlung von chronischer Heptatiitis C wird preiswerter

Eine positive Entwicklung zeichnet sich unterdessen bei den hohen und vielfach kritisierten Behandlungskosten von Hepatitis C-Patienten ab. Mit Ablauf des ersten Jahres nach Zulassung haben sich Hersteller und Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstmals auf niedrigere Kosten für ein Medikament verständigt. Statt bisher etwa 100.000 Euro kostet eine zwölfwöchige Kombinationsbehandlung mit den neuen Wirkstoffen zwischen 56.000 und 68.000 Euro. Durch eine Reduktion der Therapiedauer auf acht Wochen, die bei vielen Patienten ohne Vorbehandlung und ohne fortgeschrittene Erkrankung möglich ist, sinken die Therapiekosten auf unter 50. 000 Euro. Die Kosten werden außerdem mit einer jährlichen Staffelung noch weiter sinken. Nur im ersten Jahr nach der Zulassung dürfen die Pharmaunternehmen die Preise frei bestimmen. Thomas Berg: „Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung für die anderen Präparate beispielhaft ist.“

Foto: © stockWERK - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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