Lauterbach will Flüchtlinge für Pflegeberuf begeistern
Derzeit fehlen pro Jahr mindestens 20.000 Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Pflege. Doch wenn die Babyboomer-Generation ins Rentenalter kommt, werden noch viel mehr Fachkräfte benötigt. Der Deutsche Pflegerat prognostiziert bis zum Jahr 2030 eine Versorgungslücke von bis zu 500.000 Vollzeitkräften. Der Pflegenotstand ist eines der Top-Themen des Deutschen Pflegetags, der heute in Berlin begonnen hat und noch bis Samstag dauert. Auch die Frage, ob Flüchtlinge eine Perspektive sein könnten, wird die Teilnehmer beschäftigen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte am Donnerstag im ARD Morgenmagazin, er halte dies für eine gute Idee. „Die Flüchtlinge fehlen uns in der Pflege“, sagte er. „Wir brauchen sie dort.“ Jetzt müsse daran gearbeitet werden, die Menschen für den Beruf zu motivieren.
Reform der Pflegeberufe umstritten
Lauterbach begrüßte in diesem Zusammenhang auch die neue Reform der Pflegeberufe, wonach die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zu einem Beruf verschmelzen sollen. Dafür soll ab 1. Januar 2018 die Ausbildung vereinheitlicht werden. Die Pflegeschüler können aber einen Schwerpunkt wählen wie etwa wie Altenpfleger oder Kinderkrankenschwester. Nach der dreijährigen Ausbildung, die Unterricht in einer Pflegschule und einen praktischen Teil beinhaltet, dürfen sich die Azubis dann "Pflegefachfrau" oder "Pflegefachmann" nennen. Derzeit gibt es aber noch keine konkreten Ausbildungs- und –lehrpläne. Mit der Reform wird endgültig das Schulgeld abgeschafft, das Auszubildende in einigen Bundesländern immer noch zahlen müssen. Stattdessen wird die Ausbildung vergütet, so wie es bei dualen Ausbildungen üblich ist.
Altenpfleger werden schlechter bezahlt
Bei der Reform handelt es sich um einen Gesetzesentwurf, der noch den Bundesrat passieren muss. Insbesondere Altenpflegeverbände üben Kritik. Sie befürchten, dass sich viele Fachkräfte für die Krankenpflege entscheiden, weil dort bessere Gehälter bezahlt werden. Eine Angleichung der Löhne ist Lauterbach zufolge derzeit nicht in Sicht. Die Bezahlung von Pflegekräften sei Gegenstand von Tarifverhandlungen und keine Aufgabe des Gesetzgebers, stellte der SPD-Gesundheitsexperte klar.
Mehr als zweieinhalb Millionen Bundesbürger sind derzeit auf Pflege angewiesen. Mit rund 70 Prozent wird der Großteil aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, meist allein durch pflegende Angehörige oder mit Unterstützung professioneller Pflegedienste. Schätzungen der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zufolge könnte die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2030 auf rund 3,4 Millionen steigen. Direkt oder indirekt wird sich spätestens dann ein Großteil der Deutschen mit dem Thema Pflege beschäftigen müssen.
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