Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Krebsforscher verfolgen neuen Ansatz gegen Metastasen

Samstag, 10. Januar 2015 – Autor:
Mit einer neuen Kombinationstherapie konnten Krebsforscher das Wachstum von Metastasen in Mäusen erfolgreich drosseln. Die Experimente sind so vielversprechend, dass bald eine klinische Studie folgen soll.
Krebsforscher verfolgen neuen Ansatz gegen Metastasen

Enodthelzellen im Visier: Gezielte Blockade bremst Metastasierung

Bei den meisten Krebserkrankungen sterben die Patienten nicht am Primärtumor, sondern an Metastasen. Die Krebsforschung sucht deshalb auch nach neuen Ansätzen speziell gegen die Metastasierung. Einen vielversprechenden Ansatz haben nun offenbar Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und den Universitäten Heidelberg und Mannheim gefunden. Mit einer Kombinationstherapie aus Antikörpern und niedrigdosierter Chemotherapie ist es ihnen bei Mäusen gelungen, die Metastasierung zu verlangsamen und gleichzeitig das Überleben der Tier zu verlängern. Die Kombinationstherapie wirkt nach einer Mitteilung des DKFZ gleich mehrfach gegen Metasen: Einmal verhindert sie, dass Blutgefäße die neu entstehenden Metastasen versorgen. Gleichzeitig reduziert sie die Anzahl bestimmter Immunzellen, die die Ansiedlung von Krebszellen fördern.

Kombinationstherapie: Angriff gegen Metastasen von mehreren Seiten

„Mit unserer Kombinationstherapie gehen wir von mehreren Seiten gleichzeitig gegen die Ansiedlung von Metastasen vor“, erklärt Hellmut Austin vom DKFZ. „Zum einen drosseln wir ihre Gefäßversorgung. Zum anderen verhindern wir, dass sich tumorfördernde Makrophagen ansiedeln, die eine entzündliche Umgebung schaffen und damit gewissermaßen den Boden für eine dauerhafte Ansiedlung der Krebszellen bereiten.“

Bei der Entwicklung der Kombinationstherapie haben sich die Wissenschaftler neueste Erkenntnisse zu Nutze gemacht, wonach Wandzellen der Blutgefäße, so genannte Endothelzellen für das Tumorwachstum eine viel größere Rolle spielen als bislang angenommen. Zwar weiß man schon lange, dass Tumorzellen Blutgefäße in ihrer Umgebung dazu veranlassen, neue Kapillaren sprossen zu lassen, die den Tumor dann versorgen und sein Wachstum ermöglichen – und man versucht diesen Vorgang mit Angiogenesehemmern wie Avastin zu bremsen. Neuere Erkenntnisse zur Metastasierung weisen jedoch darauf hin, dass Endothelzellen darüber hinaus selbst zahlreiche Faktoren produzieren, die das Tumorwachstum fördern.

Der Ansatz von Augustin und seinen Mitstreitern ist es daher, nicht nur die Gefäßbildung in Tumoren zu unterdrücken, sondern gleichzeitig die Produktion dieser Wachstumsfaktoren zu hemmen.

Antikörper gegen Angiopoietin-2 plus Chemo hat zum Erfolg geführt

In ihrer aktuellen Arbeit haben die Wissenschaftler deshalb einen Antikörper gegen das Molekül Angiopoietin-2 eingesetzt, das von Endothelzellen gebildet wird und eine zentrale Rolle bei der Angiogenese spielt. Die an Brust- oder Lungenkrebs erkrankten Mäuse erhielten postoperativ nach der Operation verschiedene Arten der Chemotherapie sowie teilweise zusätzlich einen blockierenden Antikörper gegen Angiopoietin-2. Während die Chemotherapie allein nicht wirksam war, entwickelten mit dem Angiopoietin-2-Antikörper behandelten Tiere deutlich weniger Metastasen in Lunge und Knochen als ihre unbehandelten Artgenossen.

Den Wissenschaftlern zufolge konnte dieser Effekt noch durch die Kombination des Antikörpers mit einer so genannten metronomen, also niedriggdosierten Chemotherapie gesteigert werden. Der Plan ist, so die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. „Wir haben bei unseren Experimenten viel darüber gelernt, wie Metastasen entstehen“, bilanziert Austin. „Das Wissen wollen wir nun gezielt in eine klinische Anwendung übersetzen.“ Allerdings schränkt er ein, niemand könne im Moment voraussagen, ob sich die Ergebnisse auch eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen. 

Foto: © psdesign1 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Metastasen

23.11.2014, aktualisiert: 26.01.2017

Lebermetastasen treten meist in fortgeschrittenem Krebsstadium auf und sind oft schwer behandelbar. Mit der minimal-invasiven Chemosaturation können sie effektiv bekämpft werden. Und es gibt noch weitere Therapien, die die Metastasen gezielt angreifen.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin