Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen langfristig wirksam
Bei der kognitiven Verhaltenstherapie werden durch Selbstbeobachtung Gedanken, Gefühle und Verhalten analysiert und alternative Denk- und Reaktionsmuster eingeübt. In mehreren Studien wurde bereits gezeigt, dass die Therapie effektiv Depressionen und Angststörungen lindern kann. Nun haben Forscher um Nicola Wiles von der Universität Bristol gezeigt, dass die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depressionen auch Jahre über das Therapieende hinaus anhält. Für die sogenannte CoBalT-Studie waren 469 Patienten mit leichten Depressionen untersucht worden, die vor der Verhaltenstherapie über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen erfolglos mit einem Antidepressivum behandelt worden waren.
Verhaltenstherapie noch nach vier Jahren wirksam
In der Studie wurde die alleinige Fortsetzung der medikamentösen Therapie mit einer Kombination von Antidepressiva und kognitiver Verhaltenstherapie verglichen. Es zeigte sich, dass von den Patienten, die zusätzlich zur medikamentösen Therapie eine Verhaltenstherapie erhalten hatten, nach 46 Monaten noch 43 Prozent ohne Rückfall waren. Bei den Patienten, die nur mit Medikamenten behandelt worden waren, blieben nur 27 Prozent remissionsfrei.
Wiles wollte mit der Studie zeigen, dass eine Verhaltenstherapie auch langfristig wirksam und damit auch kosteneffektiv ist. Denn da eine Psychotherapie personalintensiv und kostspielig ist, würde eine früher Wirkungsverlust die Wirtschaftlichkeit infrage stellen. In ihren Berechnungen konnten die Forscher zeigen, dass bei Depressionspatienten ein zusätzliches Lebensjahr in guter Lebensqualität (QALY) 5.374 Pfund (rund 7.000 Euro) kostet. Damit ist es sogar günstiger als die vom National Institute for Health and Care Excellence angegebene Kosten-Effektivitäts-Grenze von 20.000 Pfund (rund 26.000 Euro).
Teufelskreis der Depression durchbrechen
Bei einer Depression entwickelt sich meist ein Teufelskreis aus negativen Gedanken, schlechten Gefühlen und sozialem Rückzug. In der Folge fehlen positive Erlebnisse und Anregungen, der Patient zieht sich immer stärker zurück und verliert sich weiter in seinen Grübelschleifen. Schließlich überfordern ihn sogar einfachste Aktivitäten des Alltags, während er an sich selbst völlig überzogene Handlungsforderungen stellt – mit der fast sicheren Gefahr des Scheiterns und weiterer negativer Gedanken.
Durch Denkverzerrungen und Verallgemeinerungen, sogenannte „Denkfehler“, gelingt es dann nicht mehr, eine realistische Beurteilung der eigenen Person und der Zukunft zu gewinnen, und es kommt zu der (fehlerhaften) Selbstüberzeugung, vollkommen wertlos zu sein. Diesen Teufelskreis versucht eine kognitive Verhaltenstherapie zu durchbrechen, um schließlich wieder konstruktive Sichtweisen auf die eigene Kompetenz und den eigenen Wert zu etablieren und die Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen.
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