Kinderradiologie soll gestärkt werden
Die medizinische Versorgung von Kindern erfordert besondere Kenntnisse – das gilt auch für die Radiologie. Darauf machen Experten anlässlich des Internationalen Tages der Radiologie aufmerksam. Allerdings ist die Kinderradiologie sowohl unter ärztlichen Kollegen als auch bei den Eltern der jungen Patienten kaum bekannt, moniert Dr. Jörg Moritz, Leiter der Kinderradiologie an der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Kinder seien keine kleinen Erwachsenen, betont der Experte weiter. Sie weisen andere Proportionen und Krankheitsbilder auf, und die notwendigen Untersuchungspfade sind oft andere als im Erwachsenenalter.
Kinder sind empfindlicher gegen Röntgenstrahlen
Insbesondere die Belange des Strahlenschutzes seien für Kinder in viel stärkerem Ausmaß zu berücksichtigen, so Moritz. Für die diagnostische Radiologie bedeute dies eine an das jeweilige Alter angepasste Auswahl der geeigneten Methoden der Bildgebung. „Kinder sind wesentlich empfindlicher gegen Röntgenstrahlen als Erwachsene, daher sind Verfahren ohne ionisierende Strahlung in jedem Falle zu bevorzugen. Aufgrund anatomischer Gegebenheiten ist beispielsweise die Sonografie, bei der – im Gegensatz etwa zum Röntgen – ungefährlicher Ultraschall zum Einsatz kommt, viel häufiger die einzige erforderliche Bildgebung auf dem Weg zu einer Diagnose.“
Neben der Methodenauswahl müssen die Kinderradiologen die speziellen Krankheitsbilder von Kindern und Jugendlichen und ein besonderes Einfühlungsvermögen im Umgang mit ihren jungen Patienten berücksichtigen. Daher erfordert die Durchführung der bei Kindern oft sehr anspruchsvollen Untersuchungen und die Auswertung der erhobenen Bilddaten eine entsprechende Fachexpertise, die in einer mehrjährigen Zusatzausbildung erworben werden kann.
Zu wenig Fachärzte für Kinderradiologie
„Leider gibt es in Deutschland derzeit nur rund 110 Ärztinnen und Ärzte, die mit der speziellen Fachweiterbildung zum Kinderradiologen beruflich tätig sind“, so Moritz. Bei über zwölf Millionen Kindern sei eine flächendeckende ambulante und stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen durch ausgebildete Kinderradiologen daher nicht möglich. Umso wichtiger sei es, den Internationalen Tag der Radiologie zum Anlass zu nehmen, Eltern über die bestehenden Möglichkeiten zu informieren und gleichzeitig Kolleginnen und Kollegen zu animieren, sich an der auf die speziellen Bedürfnisse von Kindern angepassten Versorgung mit bildgebenden Verfahren zu beteiligen
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