Kinder: Zunahme der Körpergröße birgt Krankheitsrisiken
Die größte Zunahme der Körpergröße über die letzten Jahrzehnte findet man in den Niederlanden. Holländische Männer sind mittlerweile 20 cm größer als sie es vor 150 Jahren waren. Interessanterweise ist in den Niederlanden auch der Pro-Kopf-Konsum von Milch und Milchprodukten weltweit am höchsten.
Die Autoren der Studie, die im Fachmagazin Lancet Diabetes & Endocrinology erschien, gehen davon aus, dass eine zunehmende Körpergröße Ausdruck eines Überangebots von hochkalorischer Nahrung reich an tierischem Eiweiß in verschiedenen Stadien des Wachstums ist. Dadurch könnte bereits im Mutterleib eine lebenslange Programmierung stattfinden.
Zunahme der Körpergröße senkt Krankheitsrisiko: Diabetes 2
Eine solche Programmierung konnte bislang vor allem für das insulin like growth factor 1 und 2 sowie das IGF-1/2-System belegt werden. Eine Aktivierung dieses Systems führt dazu, dass der Körper empfindlicher wird für die Wirkung des Insulins und dass der Fettstoffwechsel günstig beeinflusst wird, heißt es weiter in einer Mitteilung des DZD.
„Entsprechend zeigen unsere neuen Daten, dass große Menschen insulinempfindlicher sind und einen geringeren Fettgehalt in der Leber haben, was ihr niedriges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes mit erklären kann“, schlussfolgert Prof. Norbert Stefan vom Institut für Diabetesforschung des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen. Diese Erkenntnisse passen zu publizierten Daten, die nahelegen, dass große Menschen einen relativen Schutz vor Fettstoffwechselstörungen haben.
Zunahme der Körpergröße steigert Krankheitsrisiko: Krebs
Aber gerade diese Aktivierung des IGF-1/2-System und anderer Signalwege könnte zu einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten wie Brustkrebs, Dickdarmkrebs und schwarzem Hautkrebs führen, indem das Zellwachstum dauerhaft gefördert wird, vermuten die Autoren. „Epidemiologische Daten zeigen, dass pro 6,5 cm Körpergröße das Risiko für kardiovaskuläre Sterblichkeit um 6 Prozent sinkt, dafür aber die Krebsmortalität um 4 Prozent steigt“, erläutert Prof. Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam.
Die Wissenschaftler plädieren dafür, den Faktor Größenwachstum und Körpergröße mehr als bislang bei der Prävention der genannten Volkskrankheiten einzubeziehen. Der Ernährung, vor allem in der Schwangerschaft und im Kindes- und Jugendalter, komme eine bislang unterschätzte Bedeutung zu. Ärzte sollten besonders dafür sensibilisiert werden, dass große Menschen, obwohl sie weniger häufig mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes auffallen, ein erhöhtes Risiko für Krebskrankheiten haben.
Foto: Sergey Novikov