Kinder-Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel gefordert
Eine aktuelle Studie von foodwatch zeigt, dass die Lebensmittelindustrie ihre Selbstverpflichtung von 2007 im sogenannten „EU Pledge“ nicht eingehalten hat. Sie sah unter anderem vor, dass nur noch Lebensmittel, die bestimmte Nährwertanforderungen erfüllen, an Kinder unter zwölf Jahren beworben werden. Foodwatch untersuchte die Wirkung des EU-Pledges. Die Organisation verglich die Nährstoffzusammensetzung von 281 Produkten, die sich in Marketing oder Werbung direkt an Kinder richten, mit den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an ernährungsphysiologisch ausgewogene Lebensmittel. Dabei spielen unter anderem die Anteile von Fett, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt oder zugefügte Süßstoffe eine Rolle. Das Ergebnis: 90 Prozent der Produkte sind eben keine ausgewogenen Kinderlebensmittel nach den WHO-Kriterien. Gerade einmal 29 Produkte im Test dürften demnach laut foodwatch an Kinder vermarktet werden.
„Werbung fast nur für Süßigkeiten und Junkfood“
„Mit wohlklingenden Selbstverpflichtungen inszeniert sich die Lebensmittelbranche als Vorreiter im Kampf gegen Übergewicht und Fehlernährung – und vermarktet gleichzeitig tonnenweise Süßigkeiten und Junkfood gezielt an Kinder“, sagte Oliver Huizinga, Experte für Kindermarketing bei foodwatch. Den EU-Pledge bezeichnete er als „ein trauriges PR-Manöver, das nur von der eigenen Verantwortung ablenken soll“. Die Lebensmittelwirtschaft sei nicht Teil der Lösung, sondern Kern des Problems.
Kinder-Werbeverbot gegen ungesunde Produkte gefordert
Foodwatch und die Diabetes-Organiationen forderten daher Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Bundesernährungsminister Christian Schmidt auf, an Kinder gerichtetes Marketing nur noch für Lebensmittel zu erlauben, die den WHO-Kriterien entsprechen. Rein freiwillige Maßnahmen der Lebensmittelindustrie reichten nicht aus, wie das Studienergebnis deutlich zeige. „Marketing für ‚Kinderlebensmittel‘ muss per Gesetz eingedämmt werden, sonst werden wir die Welle der Fehlernährung und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nicht stoppen“, warnte Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Die Selbstverpflichtung täusche den Verbraucher. „Die meisten ‚Kinderlebensmittel‘ sind keine Lebensmittel, sondern schlichtweg Süßigkeiten“, so Garlichs.
Zu fette und zu süße Ernährung gilt als einer der Hauptfaktoren für Übergewicht und die Folgeerkrankungen Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Schwächen. 15 Prozent der Kinder in Deutschland sind nach Angaben von Foodwatch und DDG übergewichtig, sechs Prozent sogar adipös. Im Vergleich zu den 80er- und 90er-Jahren ist der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent gestiegen.
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