Kinder: Die meisten Brandverletzungen geschehen zu Hause
Die größten Risiken, sich zu verbrennen oder zu verbrühen, lauern für Kinder im häuslichen Bereich. Besonders häufig sind Verbrühungen durch heiße Getränke oder umgefallene Wasserkessel. Mögliche Folgen: Schmerzen, monate- oder sogar jahrelange Behandlungen und lebenslang sichtbare Narben. Mehr als 30.000 Kinder werden jedes Jahr in Deutschland wegen Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich behandelt. Knapp 6000 Kinder und Jugendliche sind so schwer verletzt, dass sie stationär behandelt werden müssen. Anlässlich des „Tages des brandverletzten Kindes“ am 7. Dezember hat der Verein Paulinchen daher gemeinsam mit zahlreichen Aktionspartnern auf die Gefahren durch Verbrennungen und Verbrühungen aufmerksam gemacht.
Ab 52 Grad drohen Verbrühungen
Für Erwachsene wirken 52 Grad Celsius beim Trinken eines Tees oder Glühweins nicht besonders heiß, doch schon ab dieser Temperatur kann zarte Kinderhaut geschädigt werden. „Betroffen sind häufig Gesicht, Hände, Füße oder auch die Genitalien“, erläutert Professor Doris Henne-Bruns, Ärztliche Direktorin der Ulmer Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Ist es zu einer Verbrühung gekommen, müssen Kinder oft lange behandelt werden. Neben den unmittelbaren Schmerzen kommt häufig das Tragen von Kompressionswäsche sowie die Vermeidung von direktem Sonnenlicht hinzu – für die Kinder eine große Einschränkung im Alltag. „Diese Unfälle bedeuten einen großen persönlichen Einschnitt für die Familien“, erklärt Kinderchirurgin Dr. Mechthild Sinnig, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises „Das schwerbrandverletzte Kind“ und leitende Ärztin des Zentrums für schwerbrandverletzte Kinder im Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover.
Nach Brandverletzungen schnell zum Arzt
Heißgetränke und Kerzen bedeuten gerade im Winter für Kinder mögliche Gefahrenquellen. „Wenn Ihr Kind sich verbrüht oder verbrannt hat, ist es wichtig, die Haut sofort 20 Minuten lang mit etwa 20 Grad kaltem Wasser zu kühlen“, rät Oberärztin Regina Gems, Leiterin der Verbrennungssprechstunde für Kinder am Universitätsklinikum Ulm. „Es ist wichtig, dass Sie einen Arzt aufsuchen, denn häufig ist das Ausmaß einer Verletzung nicht gleich sichtbar.“
Mehr als 70 Prozent der Kinder sind zum Unfallzeitpunkt jünger als fünf Jahre. Experten schätzen, dass rund 60 Prozent aller Unfälle durch größere Aufmerksamkeit und geeignete Sicherheitsmaßnahmen vermieden werden könnten. Paulinchen, die Initiative für brandverletzte Kinder, klärt daher jedes Jahr am bundesweiten Tage des brandverletzten Kindes über Gefahren und mögliche Gegenmaßnahmen auf. Der Verein, der 1993 gegründet wurde, berät und begleitet zudem Familien von brandverletzten Kindern und hilft Opfern und Angehörigen bei Problemen in der Rehabilitationszeit.
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