Kasse unterstützt Zweitmeinung vor Hüftoperation
Ärztliche Zweitmeinungen werden immer beliebter. Eine Umfrage der Universität Witten/Herdecke zeigt, dass 89 Prozent der Befragten für ein solches Mehraugenprinzip sind. 53 Prozent haben dies bereits in die Tat umgesetzt, dabei standen Krebserkrankungen und Operationen an Knochen und Gelenken an der Spitze. Besonders pikant: Dreivietel aller Patienten entscheiden sich demnach nach einer ärztlichen Zweitmeinung um.
Schulter-, Hüft- und Knie-Operationen werden vor dem Eingriff hinterfragt
Inzwischen haben Patienten bei allen sogenannten mengenanfälligen das Recht, eine zweite unabhängige Meinung einzuholen. Krankenkassen müssen die Kosten dafür übernehmen. Die Techniker Krankenkasse (TK) zum Beispiel bietet ihren Versicherten bereits für Rückenoperationen ein spezielles Zweitmeinungsverfahren an. Nun führt die gesetzliche Krankenkasse ein weiteres Zweitmeinungsverfahren auch für Operationen an Knie, Schulter und Hüfte ein. Bei einem bundesweiten Netzwerk von spezialisierten Schmerzzentren können TK-Versicherte innerhalb von zwei Tagen einen Termin erhalten und von einem interdisziplinären Expertenteam die OP-Empfehlung überprüfen lassen, teilte die Kasse am Mittwoch mit.
„Viele Menschen sind sich unsicher, ob eine Operation wirklich notwendig ist", meint der Leiter des TK-Versorgungsmanagements Klaus Rupp. "Wir wollen ihnen gern Sicherheit geben und unterstützen sie dabei, eine informierte Entscheidung zu treffen."
Neun von zehn Rückenoperationen unnötig
Das Zweitmeinungsverfahren für Rücken-Operationen hat laut TK zu einem bemerkenswerten Ergebnis geführt: Bei nur elf Prozent wurde die OP-Indikation bei der Zweitmeinung bestätigt. Dagegen wurde bei 89 Prozent der Patienten eine konservative Behandlung beispielsweise mit Physiotehrapie statt der Operation empfohlen.
TK-Versorgungsmanager Rupp rechnet zwar damit, dass der Anteil der unnötigen Operationen bei Schulter, Hüfte und Knie niedriger ist. „Aber jede Operation ist ein Risiko, das die Patienten nur bei einem entsprechenden Nutzen eingehen sollten“, so Rupp.
TK-Versicherte, die das neue Angebot wahrnehmen wollen, benötigen eine Überweisung für eine entsprechende Operation. Damit können sie sich an ein von der TK empfohlenes Schmerzzentrum wenden. Dort gibt dann ein dreiköpfiges Expertenteam aus Schmerz-, einem Physio- und einem Verhaltenstherapeuten eine neue Empfehlung ab. In die Beratung werden auch die alten Befunde miteinbezogen. Sollte eine OP nicht notwendig sein, schlagen die Experten eine alternative Therapie vor. „Wenn es der Patient wünscht erläutern die Experten die Empfehlung auch dem behandelnden Arzt“, erklärt Rupp. Daran werden sich wohl viele Mediziner erst noch gewöhnen müssen.
Foto: TK