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Intravenöse Eisentherapie bei entzündlichen Darmerkrankungen ratsam

Dienstag, 21. Juni 2016 – Autor:
Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden häufig unter Eisenmangel. Forscher konnten nun zeigen, dass eine intravenöse Eisentherapie zur Behebung des Mangels auch einen günstigen Einfluss auf das Mikrobiom des Darms hat.
Eisentherapie bei entzündlichen Darmerkrankungen

Der Großteil der Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leidet unter einem Eisenmangel – Foto: Maksym Yemelyanov - Fotolia

Eisenmangel und Eisenmangelanämie sind häufige Folgen der entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Etwa jeder dritte Patient, der sich nicht gerade in einem akuten Schub befindet, weist einen Eisenmangel auf; bei Patienten im akuten Schub sind es sogar 90 Prozent. Meist benötigen diese Patienten dann eine Eisensubstitution. Allerdings ist eine orale Eisentherapie nicht unproblematisch und hat oft Nebenwirkungen wie abdominale Schmerzen. Auch gibt es Hinweise, dass die orale Eisentherapie zu einer Verschlechterung der Symptome der Darmerkrankungen führen kann.

Intravenöse Eisentherapie hat weniger Nebenwirkungen

Als sinnvoller hat sich eine intravenöse Zufuhr erwiesen, da hier weniger Nebenwirkungen auftreten. Wissenschaftler haben nun einen weiteren Nutzen der intravenösen Eisensubstitution bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen herausgefunden. Dafür hat das internationale Team um Professor Haller von der Technischen Universität München 31 Patienten mit Morbus Crohn, 22 mit Colitis ulcerosa und 19 Kontrollpatienten mit Eisenmangelanämie untersucht. Die Probanden wurden in zwei Gruppen geteilt und entweder mit einer oralen oder einer intravenösen Eisensubstitution drei Monate lang behandelt.

Sowohl zu Beginn der Studie als auch nach drei Monaten wurden den Teilnehmern Stuhlproben entnommen, die massenspektroskopisch sowie sequenzanalytisch untersucht wurden. Zudem wurde zwölf Monate nach Beginn der Eisentherapie der klinische Status der Patienten ermittelt und über die Notwendigkeit einer Therapieeskalation entschieden. Es zeigte sich, dass sich nach drei Monaten in der oralen und in der intravenösen Therapiegruppe die Blutbildparameter nicht voneinander verschieden. Nach zwölf Monaten benötigten 37 Prozent der oralen Gruppe und 30 Prozent der Gruppe mit der intravenösen Eisensupplementierung eine Therapieeskalation. Auch hier waren also nur geringe Unterschiede vorhanden.

Mikrobiom durch intravenöse Eisentherapie positiv beeinflusst

Allerdings fanden sich in den Stuhlproben der Patienten ausgeprägte Unterschiede des Mikrobioms. So führte die intravenöse Eisentherapie im Vergleich zur oralen Anwendung unter anderem zu höheren Konzentrationen von Cholesterin, Gallensäurederivaten, Lysophosphatidsäuren und Urolithin A im Stuhl. Diesen Substanzen werden antioxidative, antiinflammatorische und antikarzinogene Aktivitäten zugeschrieben.

Die klinische Bedeutung dieser Unterschiede können die Forscher noch nicht einordnen. Auch bleibt vorläufig offen, ob die intravenöse Eisensubstitution auch den Krankheitsverlauf der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen verändert. Dennoch könne, so Professor Haller, der Schluss gezogen werden, dass vor allem Morbus-Crohn-Patienten mit einer instabilen Darmflora von der intravenösen Eisentherapie profitieren.

Foto: © Maksym Yemelyanov - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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