Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Infektionsschützer warnen vor schneller Vorverurteilung

Donnerstag, 25. Oktober 2012 – Autor:
Das Risiko schwerwiegender Krankenhausinfektionen lässt sich nicht auf Null senken, sagen Infektionsschützer – und warnen vor einer schnellen Vorverurteilung.
Infektionsschützer warnen vor schneller Vorverurteilung

Den 100prozentigen Infektionsschutz gibt es nicht

Wie berichtet hat es auf zwei Neugeborenen-Intensivstationen am Virchow-Klinikum der Charité und am Deutschen Herzzentrum Mitte Oktober einen Ausbruch von Serratien-Infektionen gegeben. Der Ausbruch scheint aber unter Kontrolle, seit Bekanntwerden habe es keine neuen Fälle gegeben, allen betroffenen Kindern, die jetzt noch behandelt werden, gehe es gut, teilt die Charité mit.

Die Initiative Infektionsschutz hat unterdessen vor schnellen Vorverurteilungen gewarnt und alle „sich als berufen fühlende Personen“ dazu aufgerufen, bei laufenden Ausbruchgeschehen in Deutschland keine pauschalen Verdächtigungen oder vage Spekulationen ohne gründliche Analyse der Faktenlage öffentlich auszusprechen. „Insbesondere Hygieniker sollten ihrer besonderen Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit bewusst sein und nicht in undifferenzierter Weise das Feuer voreiliger Pressemeldungen schüren“, sagt Professor Axel Kramer, Gründungsgmitglied der Initiative Infektionsschutz und ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). „Auch im aktuellen Fall gilt zunächst der Grundsatz der Unschuldsvermutung.“ Das Kolpotieren von Hygienefehlern ohne Kenntnis der Faktenlage missachte diesen Grundsatz und sei einer objektiven Aufklärung nicht dienlich.

Mehrere Medien hatten über schwere Hygienefehler und Schlamperei an der Charité berichtet und sich dabei auf Aussagen eines DGKH-Sprechers berufen. Dabei ist die Ausbruchsursache noch nicht einmal geklärt.

Die Beurteilung möglicher Hygienerisiken sollte erst nach Kenntnis der Faktenlage erfolgen

Selbst durch optimale Einhaltung aller hygienischen Vorschriften und ausreichende Anzahl erfahrener und ausgebildeter Mitarbeiter lasse sich das Risiko schwerwiegender oder sogar tödlicher Krankenhausinfektionen nicht auf Null senken, betonte der Hygieneexperte Axel Kramer. Der EHEC-Ausbruch im vergangenen Jahr und der Fall an der Uniklinik Mainz habe gezeigt, wie viel verbrannte Erde unreflektierte und voreilige Aussagen hinterlassen - ganz zu schweigen von der zusätzlichen seelischen Belastung der Angehörigen.

Zur Erinnerung: Nach dem Tod dreier Säuglinge am Universitätsklinikum Mainz wurde öffentlich über das Mitverschulden der Klinik-Mitarbeiter spekuliert. Die erlösende Nachricht kam für die Mainzer Universitätsklinik erst einige Wochen später: „Uniklinik unschuldig am Tod der Babys“ schrieben die Zeitungen unter Berufung auf die Mainzer Staatsanwaltschaft. Deren Ermittlungen hatten ergeben, dass die Krankheitserreger während des Transports durch Haarrisse in die Infusionsflaschen gelangt waren.

Der Mikrobiologe Alexander S. Kekulé bezeichnete im gestrigen Tagesspiegel die Charité in Sachen Sauberkeit als Klassenprimus und kritisierte „die reflexartige Anklage einiger Fachkollegen, so ein Ausbruch sei nur durch „Schlamperei“ und Missachtung der Vorschriften erklärbar“. Er verwies darauf, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Infektionen nie ganz vermeidbar sind. Möglicherweise hätte die Charité früher reagieren können.

Foto: © Kadmy - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Krankenhauskeime , Krankenhäuser , Hygiene

Weitere Nachrichten zum Thema Krankenhauskeime

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin