Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

In Dänemark gilt Transsexualität nicht mehr als Krankheit

Sonntag, 8. Januar 2017 – Autor: Anne Volkmann
Transsexualität gilt nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Geschlechtsidentitäts- und damit als Persönlichkeitsstörung. Nun hat Dänemark als eines der ersten Länder Transsexualität von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen.
Transsexualität in Dänemark nicht mehr psychiche Krankheit

Transsexuelle wünschen sich vor allem soziale Anerkennung – Foto: Matthias Stolt - Fotolia

Im internationalen Diagnose-Katalog der WHO wird Transsexualismus als „Störung der Geschlechtsidentität“ bezeichnet. Betroffene und Experten kritisieren das seit langem. So hat beispielsweise im Jahr 2015 eine in der Fachzeitschrift Lancet Psychiatry veröffentlichte Umfrage gezeigt, dass Betroffene psychisch stärker unter der Ausgrenzung durch das soziale Umfeld leiden als unter den direkten Folgen ihrer Transsexualität. Als eines der ersten Länder weltweit hat Dänemark Transsexualität nun von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen. Auch in Frankreich gelten Transsexuelle seit 2010 nicht mehr als psychisch krank. Deutschland hält sich nach wie vor an die umstrittene WHO-Klassifikation.

Psychische Erkrankungen häufig eher die Folge von Ausgrenzung

Es ist absurd: Weil Transsexuelle von ihrem Umfeld häufig als psychisch gestört angesehen werden, fühlen sich viele von ihnen ausgegrenzt und diskriminiert. In der Folge entstehen nicht selten Depressionen, Angsterkrankungen und sogar Suizid-Gedanken. Was also häufig tatsächlich krank macht, sind Ausgrenzung und Gewalt, wie sie fast überall auf der Welt alltäglich sind – selbst in scheinbar so toleranten Städten wie Berlin, Hamburg oder Köln.

Viele Transsexuelle hätten die Einordnung als psychische Krankheit als diskriminierend empfunden, erklärte das dänische Gesundheitsministerium. Deshalb wurde Transsexualität formell nun einer anderen Kategorie zugeordnet. Die Behandlungsmöglichkeiten für Menschen, die lieber zum anderen Geschlecht gehören wollen, werden davon aber nicht beeinträchtigt. Die LGBT-Gemeinschaft in Dänemark begrüßt die Entscheidung. „Das entfernt das Stigma, das für Transpersonen im Gesundheitswesen gegolten hat“, so der Chef des dänischen LGBT-Landesverbandes Søren Laursen.

Transsexuelle haben oft mit bürokratischen Problemen zu tun

Betroffene plädieren dafür, die Einteilung von Transsexualität als psychische Erkrankung auch in anderen Ländern aufzuheben. Das würde viele Probleme, denen sie gegenüberstehen, lindern und beispielsweise die komplizierten Antrags- und Nachweisprozeduren für eine Personenstandänderung erleichtern. Ebenso würde es den Weg für ein absolutes Verbot von Zwangssterilisationen und -operationen ebnen, zu dem sich sogar Frankreich erst im Herbst 2016 bekannt hat.

Foto: © Matthias Stolt - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Entstigmatisierung , Depression , Psychiatrie , Stress , Psychische Krankheiten

Weitere Nachrichten zum Thema Psychiatrie

Selbstverletzungen, häufig in der Form des sogenannten „Ritzens“, werden vor allem mit jungen Menschen und Borderline-Patienten assoziiert. Doch auch andere Personenkreise sind betroffen. Daher eröffnet das Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) nun den ersten Schwerpunkt in Deutschland speziell für Erwachsene zur Behandlung und Erforschung von selbstverletzendem Verhalten.

25.08.2018

Menschen, die selbst eine schwere psychische Erkrankung hinter sich haben, können anderen Betroffenen auf dem Weg zu Gesundung helfen. Das bestätigt eine Studie britischer Forscher, die in der Fachzeitschrift „Lancet“ veröffentlicht wurde.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin