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Hundertjährige heute fit wie nie zuvor

Dienstag, 23. Juli 2013 – Autor:
Hundertjährige sind heute körperlich und geistig deutlich fitter als Gleichaltrige vor zehn Jahren - und immer mehr von ihnen leben allein. Das haben Wissenschaftler in der Zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie herausgefunden.
Starker Lebenswille: Die Mehrheit der Hundertjährigen ist mit ihrem Leben zufrieden

Starker Lebenswille: Die Mehrheit der Hundertjährigen ist mit ihrem Leben zufrieden

In Deutschland hat sich die Zahl der Hundertjährigen innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Von 2000 bis 2010 stieg die Zahl der Menschen im Alter von 100 oder mehr Jahren in Deutschland von rund 6.000 auf rund 13.000. Wissenschaftler vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg haben das Leben von 112 über Hundertjährigen nun wissenschaftlich untersucht. Befragt wurden in den Jahren 2011 und 2012 die Senioren selbst sowie ihnen nahestehende Personen und ihre Kinder. Dabei ging es um alltägliche Herausforderungen, Aktivitäten, soziale Einbindung und Lebensqualität. Die Untersuchung schließt an die erste Studie dieser Art aus dem Jahr 2001 an und ist außerdem Teil eines internationalen Netzwerks mit zwei weiteren Studien zu sehr alten Menschen in den USA und in Portugal.

80 Prozent der Hundertjährigen nehmen Pflegeleistungen in Anspruch

Im Vergleich zur ersten Heidelberger Hundertjährigen-Studie hat sich gezeigt, dass heute mehr Hundertjährige in der Lage, selbstständig zu essen, sich um ihr Aussehen zu kümmern, zu telefonieren, Mahlzeiten zuzubereiten oder Geldangelegenheiten zu regeln. Inzwischen gibt es mit 52 Prozent deutlich mehr Hundertjährige, die keine oder nur geringe geistige Einschränkungen aufweisen. 2001 lag diese Zahl noch bei 41 Prozent. „Allerdings sind die Fortschritte nicht so ausgeprägt, dass sie sich in einer geringeren Pflegebedürftigkeit niederschlagen“, betont Studienleiterin Prof. Dr. Daniela Jopp: Weiterhin sei nur jeder fünfte Hundertjährige gesundheitlich so fit, dass keine Leistungen der Pflegeversicherung nötig seien.

Laut Heidelberger Hundertjährigen-Studie leben heute 59 Prozent der Hundertjährigen in Privathaushalten. Die Anzahl der Hundertjährigen, die alleine leben, hat sich im Vergleich zur ersten Untersuchung verdoppelt. Bei der großen Mehrheit der Hochaltrigen, die eine private Unterkunft haben, leisten Kinder oder andere Familienangehörige Unterstützung. Professionelle Hilfe nutzen diese Senioren vor allem im Haushalt, bei der Pflege wird Hilfestellung dieser Art dagegen deutlich seltener in Anspruch genommen als in der amerikanischen Vergleichsstudie.

Verluste werden mental kompensiert

Insgesamt zeigt die Studie eine hohe Lebenszufriedenheit bei den Hundertjährigen. Dazu sagt Dr. Christoph Rott, Co-Leiter der Studie: „Trotz vielfältiger Einschränkungen und Verluste erleben die meisten Hundertjährigen ihr Leben als lebenswert, und mehr als 80 Prozent sind mit ihrem Leben zufrieden.“ Eine große Rolle bei der Lebenszufriedenheit spielten psychologische Stärken wie eine optimistische Einstellung, Lebenssinn und Lebenswillen. Wichtig sei auch die so genannte Selbstwirksamkeit – die Überzeugung, das, was man tun möchte, auch wirklich zu können. „Wir haben Menschen befragt, deren Leben sich dem Ende zuneigt, dennoch zeigen sie sogar einen durchschnittlich höheren Optimismus als 80-Jährige. Diejenigen, die trotz des nahen Lebensendes weiterhin optimistisch in die Zukunft schauen, zeigten sich zufriedener mit ihrem Leben. Im Vergleich dazu sind Gesundheit, kognitive Leistungsfähigkeit und soziale Aspekte mit wenigen Ausnahmen deutlich unwichtiger für die Lebensqualität“, erklärt Christoph Rott.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass das Erleben von Verlusten durch Einschränkungen beispielsweise im gesundheitlichen Bereich sich nur bedingt auf das Wohlbefinden auswirkt und dass ein sehr hohes Alter auch positive Seiten hat, beispielsweise eine deutliche Wertschätzung des Lebens“, fasst Prof. Jopp die Studie zusammen. 

Ziel der repräsentativen Untersuchung war es, die Herausforderungen des Alltags sowie die Stärken der Hundertjährigen zu beschreiben und Wege aufzuzeigen, wie sehr alte Menschen heute und in Zukunft unterstützt werden können.

Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com

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