HPV-Impfung auch für Jungen zu empfehlen
Die derzeit von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Praxis, lediglich Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren zu impfen, ist nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU) nicht mehr zeitgemäß. Das teilten beide Organisationen in einem Pressepapier mit.
Die RKI-Empfehlung berücksichtige nicht die vielfachen Lebenswelten sexuell aktiver Menschen. Zum Beispiel sind junge Männer, die Sex mit Männern haben, nicht geschützt. Darauf weist DGU-Präsident Prof. Kurt Miller hin. DGU und BDU fordern daher „Impft auch die Jungen!“.
HPV-Impfung auch für Jungen sinnvoll
HP-Viren sind für praktisch alle Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich, damit für über 100.000 Muttermund-Operationen und rund 3.000 weibliche Todesfälle pro Jahr in Deutschland.
„Ein Argument für die alleinige Impfung der Mädchen war bisher, auf diese Weise die HPV-Last bei sexuell aktiven jungen Frauen so stark abzusenken, dass sich die jungen Männer als Sexualpartner der geimpften Frauen nicht mehr anstecken können. Dieser Herdenschutz funktioniert allerdings nur, wenn über die HPV-Impfung mehr als 85 Prozent der jungen Mädchen erfasst würden“, so Prof. Miller weiter. In der Realität liegt die Impfquote der Mädchen derzeit mit weniger als 40 Prozent deutlich unterhalb der erforderlichen Menge. Dazu kommt: „Da der Penis der Haupt-Transmitter für HPV darstellt, ist der Verzicht auf die Jungenimpfung fahrlässig.“
HPV-Impfung auch im Erwachsenenalter wirksam
Diejenigen, die einen der derzeit verfügbaren multivalenten Impfstoffe erhalten hatten, haben deutlich seltener Feigwarzen und Krebsvorstufen. Das geht aus deutschen, dänischen und australischen Untersuchungen hervor. Ähnliche Daten finden sich für geimpfte Jungen aus den USA und Australien. Diese Länder sind Vorreiter der HPV-Impfung auch für männliche Kinder.
Die HPV-Impfung ist sicher und schützt effektiv vor der Infektion mit einigen der Hochrisiko-HP-Viren. Die höchste Wirksamkeit zeigt die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Inzwischen steht fest, dass auch bei sexuell erfahrenen Erwachsenen durch eine Impfung die Folgeerkrankungen nach einer Infektion sowie Rezidive bei bereits manifesten und behandelten Gebärmutterhalskarzinomen deutlich reduziert werden.
HPV-Impfung für Jungen wird von einigen Kassen übernommen
Allein stehen DGU und BDU mit ihrer Impfempfehlung nicht: Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt die HPV-Impfung für Jungen und junge Männer mit dem tetravalenten Impfstoff gegen karzinogene und warzenfördernde HP-Viren bereits seit Jahren. Da die Impfung offiziell von der SIKO empfohlen ist, wird sie von den gesetzlichen Krankenkassen in Sachsen übernommen.
Mittlerweile öffnen sich bundesweit weitere, meist kleine Krankenkassen (zum Beispiel die Bahn-BKK) für die Erstattung der HPV-Impfung bei Jungen. Es empfiehlt sich dennoch im Einzelfall, vorab die Kostenübernahme mit der zuständigen Kasse zu klären. Seit April 2016 steht ein nonavalenter Impfstoff zur Verfügung, der gegen neun HPV-Subtypen schützt und somit noch mehr Sicherheit bietet. Die Nebenwirkungen bei inzwischen über 200 Millionen Impfungen weltweit liegen im Bereich aller anderen Impfungen, so die Urologen-Verbände.
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