Hoffnung auf neue Therapieoption bei Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis
Bei der Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis handelt es sich um eine autoimmunbedingte Hirnentzündung, die psychiatrische und neurologische Symptome verursachen kann. Sie führt bei den Betroffenen unter anderem zu Psychosen, epileptischen Anfällen und Bewegungsstörungen. Erst seit wenigen Jahren ist der Krankheitsmechanismus bekannt: Der Körper bildet Antikörper gegen den sogenannten NMDA-Rezeptor, ein Protein, das bei der Signalübertragung im Gehirn eine wichtige Rolle spielt. Mit Hilfe eines neuen Therapieansatzes haben Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) nun einen wichtigen Fortschritt in der Behandlung dieser Krankheit erzielen können. Selbst bei Krankheitsverläufen, bei denen bislang keine Therapie wirksam war, konnte damit eine Besserung der Symptome erreicht werden.
Bortezomib konnte Symptome reduzieren
Patienten, deren Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis einen schweren Verlauf aufweist, reagieren häufig nur unzureichend auf die aktuell eingesetzten Standardtherapien. Ursache dieser Therapieresistenz sind möglicherweise bestimmte Antikörper-produzierende Plasmazellen, die mit den aktuell eingesetzten Immuntherapien nicht vollständig erreicht werden können. In der aktuellen Studie verfolgten die Wissenschaftler um Dr. Franziska Scheibe und Professor Andreas Meisel einen neuen Therapieansatz. Zusätzlich zur Standardtherapie setzen sie den Proteasominhibitor Bortezomib ein. Proteasome spielen eine wichtige Rolle beim Abbau von Proteinen, die den Zellzyklus und somit das Zellwachstum regulieren. Der Wirkstoff trägt dazu bei, dass die Antikörper-produzierende Plasmazellen absterben.
Die Wissenschaftler konnten erstmalig zeigen, dass Bortezomib zu einer raschen klinischen Besserung bei schweren Verläufen der Enzephalitis führte. „Durch die Eliminierung der Plasmazellen kann Bortezomib die Krankheit ursächlich behandeln und stellt damit eine wertvolle neue Therapieoption für die bisher therapieresistenten Verläufe der Anti-NMDAR-Enzephalitis dar“, erklärte Scheibe.
Weitere Studien müssen Ergebnisse bestätigen
„Wie auch für die anderen bei dieser Erkrankung derzeit eingesetzten Therapien steht noch die Bestätigung unserer Ergebnisse in einer randomisierten Studie aus“, betonte Meisel. Zudem werde es in künftigen Studien darum gehen, Biomarker zu entwickeln, die frühzeitig schwere Formen dieser Erkrankung vorhersagen können, um eine rasche spezifische Behandlung einleiten zu können.
Die Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis, die sogar tödlich enden kann, verläuft in mehreren Phasen. Auch zeigt nicht jeder Betroffene alle Symptome. Häufig wird von einer grippeähnlichen Infektion im Anfangsstadium berichtet. Bei fast allen Patienten stehen am Anfang zudem psychische Auffälligkeiten sowie kognitive Schwierigkeiten und Sprachstörungen. Später kommen oft Bewegungsstörungen, epileptische Anfälle und Psychosen hinzu. In schweren Fällen haben die Betroffenen Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme und der Atmung. Die medikamentöse Therapie beruht zurzeit zum einen auf immunsupprimierenden und immunmodulierenden Wirkstoffen, zum anderen auf Medikamenten, welche die Symptome lindern sollen wie beispielsweise Antiepileptika oder Psychopharmaka.
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