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Hodenhochstand: Frühe OP verringert Folgekomplikationen

Montag, 2. Juni 2014 – Autor:
Ein Hodenhochstand sollte bis zum Ende des ersten Lebensjahres operiert werden, andernfalls drohen ernsthaft Komplikationen. Das geht aus der neuen Leitlinie Hodenhochstand vor, die nun ausdrücklich davor warnt, die Operation wie bislang üblich auf Jahre hinauszuschieben.
Hodenhochstand: Frühe OP verringert Folgekomplikationen

Nach sechs Lebensmonaten sollte klar sein, ob der Hodenhochstand operiert werden muss

Etwa drei Prozent aller Jungen kommen mit einem Hodenhochstand zur Welt, bei frühgeborenen sind es sogar bis zu 30 Prozent. Beim Hodenhochstand befindet sich der Hoden bei der Geburt nicht im Hodensack, sondern noch im Bauch oder den Leisten. Da der Hodenhochstand keine Beschwerden verursacht und die Keimdrüse bei etwa sieben Prozent der betroffenen Babys in den ersten sechs Lebensmonaten von allein an den richtigen Platz wandert, sind sich Ärzte darüber einig, dass diese Zeit erst einmal abzuwarten ist. Diese Auffassung vertritt auch die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), unter deren Federführung die neue Leitlinie Hodenhochstand entwickelt wurde. „Aber anders als früher, wo man eine Operation oft erst nach Jahren durchgeführt hat, ist man heute der Auffassung, dass der Hoden bis zum ersten Geburtstag in den Hodensack verlagert werden sollte“, sagt PD Dr. Barbara Ludwikowski, Chefärztin der Klinik für Kinderchirurgie auf der Bult, Hannover. So sieht es auch die neue Leitlinie vor. Denn wird der Hodenhochstand nicht korrigiert, drohen Komplikationen.

Hodenhochstand beeinträchtigt Fruchtbarkeit und erhöht Hodenkrebsrisiko

So zeige Untersuchungen, dass sich die Zahl der Samenvorläuferzellen beim Hodenhochstand ab dem Ende des ersten Lebensjahrs laufend verringert. Da diese spermienbildenden Zellen unwiederbringlich verloren gehen, ist die Fruchtbarkeit danach immer schwerer zu erhalten. Zudem wächst der Hoden besser, wenn er frühzeitig in der richtigen Position ist: „Ein unperfektes oder unvollständiges Genital kann große Scham und seelische Beeinträchtigungen auslösen“, so die Kinderchirurgin, die die Erstellung der Leitlinie in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin koordiniert hat. Außerdem sind den Wissenschaftlern zufolge Männer, die im Kindesalter an einem Hodenhochstand oder „Maldeszenus testis“ gelitten haben, einem bis um das 10-fache erhöhten Risiko ausgesetzt, später an Hodenkrebs zu erkranken. „Diese Gefahr ist durch die Operation zwar nicht gebannt“, erläutert die Kinderchirurgin. „Sie ist jedoch umso niedriger, je früher der Hoden im Hodensack zu liegen kommt.“ Hodenkrebs ist in Deutschland mit rund 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr  die häufigste Krebsart bei Männern zwischen 20 und 45 Jahren.

Operation besser als Hormontherapie

Der Hodenhochstand wird in der Regel „offen“ operiert. Beseht Verdacht auf Bauchhoden, operieren Ärzte immer öfter minimal-Invasiv. Die Erfolgsraten der Operationen liegen zwischen 74 bis 96 Prozent. Viele Jungen müssen aber mehrmals operiert werden. „Unser Ziel ist, die Behandlung bis zur Vollendung des 12. Lebensmonats abzuschließen, dann erhalten wir die besten Ergebnisse“, fasst DGKCH-Präsident Professor Bernd Tillig zusammen. Voraussetzung sei jedoch, dass Eltern ihre kleinen Jungen bei Verdacht auf Hodenhochstand frühzeitig einem Kinderchirurgen zur Abklärung vorstellen. Von einer Hormontherapie vor der OP raten die Kinderärzte eher ab, da man noch zu wenig über mögliche Nebenwirkungen weiß und auch die Erfolgsquote mit nur 20 Prozent sehr niedrig ist.

Foto: © Oksana Kuzmina - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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