Hausärzte-Programm hilft gegen Angststörungen
Panikattacken, Generalisierte Angststörungen, Phobien – Angsterkrankungen können sich unterschiedlich äußern. Gemeinsam ist ihnen meist der hohe Leidensdruck der Betroffenen. Sie beginnen, scheinbar bedrohliche Situationen zu vermeiden und ziehen sich immer mehr zurück. Nicht selten erwachsen daraus Folge-Erkrankungen wie Depressionen, Suchterkrankungen oder somatische Störungen. Dabei können rechtzeitige Interventionen Angststörungen sehr gut reduzieren. Forscher haben nun ein neues Kurzzeitprogramm entwickelt, das Betroffenen helfen soll.
Da der Hausarzt meist der erste und für viele Patienten auch der einzige Behandler ist, wollten sich die Forscher mit ihrem Programm direkt an die Hausärzte wenden. An der sogenannten „Paradies-Studie“, einem Projekt des Instituts für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ), nahmen 419 Patienten mit Angststörungen teil; 73 Hausarztpraxen waren involviert.
Patienten hatten weniger Ängste und Depressionen
Die Jenaer Forscher hatten gemeinsam mit Kollegen um Professor Jürgen Margraf der Ruhr-Universität Bochum ein verhaltenstherapeutisches Kurzprogramm entwickelt, bei dem der Hausarzt den Patienten während vier Sitzungen schrittweise in therapeutische Expositionsübungen gegen die Angststörungen einführt. Zusätzlich wird der Patient durch regelmäßige Telefonate mit den medizinischen Fachangestellten der Praxis auch zu Hause unterstützt. Ärzte und Angestellte werden für dieses Programm speziell geschult.
Es zeigte sich, dass die mit dem Programm behandelten Patienten zwölf Monate nach Abschluss weniger ängstlich und weniger depressiv waren und eine höhere Zufriedenheit mit der ambulanten Behandlung äußerten als diejenigen, die nicht im Programm waren. Professor Jochen Gensichen, Direktor des Jenaer Institutes für Allgemeinmedizin, erklärt dazu: „Es liegt nun ein wissenschaftlich geprüftes, sicheres und wirkungsvolles Vorgehen für die Behandlung der Panik- und Angststörung in Hausarztpraxen vor.“
Programm kann auch Kosten sparen
Auch aus ökonomischer Sicht kann das Übungsprogramm überzeugen: In der von Gesundheitsökonomen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf begleitend durchgeführten Berechnung zeigte sich für das Übungsprogramm ein „günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis“ bei der Behandlung von Angststörungen.
Dr. Iris Hauth, Präsidentin der der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), zeigt sich erfreut über diese Ergebnisse: „Hausärzte könnten nun sehr früh starten und die Patienten im Bedarfsfall dann gezielter überweisen. Das stärkt auch die gute Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und den weiterbehandelnden Fachärzten zum Wohle der gemeinsamen Patienten.“
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