Durch die Influenza-Impfung von Ärzten und Pflegern können das Risiko einer Infektion und die Sterblichkeit bei betreuten Patienten gesenkt werden. Aus diesem Grund wird Gesundheitspersonal die jährliche Impfung von der Ständigen Impfkommission empfohlen. Die Empfehlung wird oft unzureichend umgesetzt, teilt das Robert Koch-Institut (RKI) mit.
Die Gründe erforschte das RKI in einer Studie, für die im August und September 2016 Mitarbeiter zweier Universitätskliniken im Osten Deutschlands befragt wurden. In beiden Kliniken bietet der betriebsärztliche Dienst die Influenza-Impfung vor Beginn der Grippe-Saison an.
Mehr als zwei Stunden am Tag Patienten-Kontakt
Von den 1.827 Teilnehmern waren mehr als 70 Prozent weiblich, 31 Prozent waren als Pflegepersonal, 19 Prozent im ärztlichen Dienst tätig. 74 Prozent der Teilnehmer gaben an, sehr häufig - üblicherweise täglich mehr als 2 Stunden pro Tag - Patienten-Kontakt zu haben.
39,8 Prozent der befragten Klinikmitarbeiter waren in der Wintersaison 2015/2016 gegen Influenza geimpft. Die Impfquote war mit 56 Prozent beim ärztlichen Dienst am höchsten und lag beim Pflegepersonal und bei therapeutischen Berufen bei 34,5 beziehungsweise 27,2 Prozent.
Ein Grund für fehlende Impfung: Angst vor Nebenwirkungen
40 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten fünf Wintersaisons nicht gegen Influenza geimpft worden zu sein. Die Angst vor Nebenwirkungen war der meistgenannte Grund, gefolgt von organisatorischen Gründen (21,5 Prozent), "Ich habe es vergessen/zu spät daran gedacht“ (19,8 Prozent), „Es ist unwahrscheinlich, dass ich Grippe bekomme, weil ich ein gutes Immunsystem habe“ (19,5 Prozent) und „Die Grippeschutz-Impfung kann eine Grippeerkrankung auslösen“ (19 Prozent).
Während bei Ärzten vor allem zeitliche und organisatorische Gründe eine maßgebliche Rolle spielten, waren die Angst vor Nebenwirkungen, die Unterschätzung der eigenen Anfälligkeit für Influenza und die Angst, die Impfung könne Influenza auslösen, die Hauptbeweggründe für Pflegepersonal und Angehörige der therapeutischen Berufe, sich nicht impfen zu lassen.
Grippe: Impfquote bei Klinikpersonal bedenklich niedrig
Geradezu „bedenklich niedrig“ fanden die Forscher die Impfquoten bei Klinikpersonal, das in sensiblen Bereichen wie OPs, Intensivstationen oder Ambulanz arbeitet, wo schwerkranke oder immunsupprimierte Patienten versorgt werden.
Fehlendes Wissen stellt ein Haupt-Hindernis für die Impfung dar, bilanzierte das RKI zum Auftakt der Grippe-Saison 2016/2017. Zum einen müsse das Personal besser über die Influenza-Erkrankung und -Impfung informiert werden. Dadurch könnte verbreiteten Irrtümern entgegengetreten werden, wie der Annahme, die Impfung könne die Erkrankung hervorrufen.
Insbesondere beim ärztlichen Dienst könnte die Reduzierung von zeitlichen und organisatorischen Barrieren - ein breiteres Angebot an Impfterminen am Arbeitsplatz durch den betriebsärztlichen Dienst - zielführend sein.
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