Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Fußball und Fasten: Was bedeutet der Ramadan für Profi-Sportler?

Donnerstag, 23. Juni 2016 – Autor:
Die Fußball-EM fällt 2016 genau in die Zeit des Fastenmonats Ramadan, in dem gläubige Muslime zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht essen und trinken dürfen. Ob das Fasten die Leistungsfähigkeit der Sportler beeinträchtigt, ist unklar.
Fußball-EM 2016

Fußball und Fasten: Was der Ramadan bei Profi-Sportlern bewirken kann – Foto: Jrgen Flchle - Fotolia

Während der EM geht die Sonne in Frankreich gegen 22 Uhr Uhr unter, das Fasten liegt also genau in der Zeit, in der die Spiele ausgetragen werden. Hans Braun, Ernährungswissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln, rechnet durch das Fasten mit einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit. Flüssigkeitshaushalt und Kohlehydratspeicher würden nicht aufgefüllt.

Bei einer länger als 60 Minuten andauernden Belastung könnte es zu einem Mangel und zu einem Leistungsabfall kommen, sagte er der Deutschen Welle. Die Kohlehydratspeicher könnten nicht mit einer Mahlzeit aufgefüllt werden. Ein ausführliches Fastenbrechen nach Sonnenuntergang führe außerdem zu Schlafmangel, was ebenfalls die Leistungsfähigkeit beeinträchtige.

Fasten und Fußball: Flüssigkeitsmangel kann zu Wärmestau führen

Ein Problem ist auch die drohende Überhitzung: Wenn die Spieler sich bewegten, durch den Flüssigkeitsmangel die Körpertemperatur aber nicht durch Schwitzen regulieren könnten, könne es zu einem Wärmestau kommen – und in der Folge zu Desorientiertheit, Müdigkeit. Die Spieler sollten sich daher möglichst viel in klimatisierten Räumen aufhalten, sich zwischendurch mit gekühlten Handtüchern kühlen und beim Training eventuell eine Kühlweste tragen.

Ähnlich beurteilt das Sportmediziner Dr. Markus de Marées von der Ruhr-Universität Bochum. Die Symptome des Wärmestaus ähnelten denen von Hitzschlag oder Sonnenstich, der Stoffwechsel arbeite nicht mehr ökonomisch, die Reaktionen werden langsamer, die Koordination schlechter.

Sportlern, die während der Fastenzeit Wettkämpfe absolvieren müssten, rät er, sich darauf vorzubereiten, in dem sie Ess- und Schlafrhythmus bereits vorher daran anpassten.

Intervall-Fasten ist gesundheitsfördernd

Ein durch Fasten-Phasen bestimmter Ess-Rhythmus, das Intervallfasten oder intermittierende Fasten, hat grundsätzlich sogar gesundheitsfördernde Wirkungen. Längere Pausen zwischen der Nahrungsaufnahme führen dazu, dass der der Körper Reserven mobilisiert, die er im Normallfall nicht angreifen würde. Das erläuterte Prof. Annette Schürmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE) in einem FAZ-Interview.

Zunächst werde das aus Kohlehydraten aufgebaute und in Leber und Muskeln gespeicherte Glykogen abgebaut, dann die dort gespeicherten Fettreserven. So verschwindet auch eine Fettleber - Fettansammlungen in den Leberzellen, die zu Insulinresistenz führten und damit zu Diabetes 2.

Beim gesunden Fasten wird ausreichend getrunken

Beim Intervallfasten isst man beispielsweise an fünf Tagen in der Woche normal und nimmt an zwei Tagen nur Wasser, Säfte und Brühe zu sich. Oder man befolgt die 16:8-Regel:  In 24 Stunden 16 Stunden lang nichts essen, in 8 Stunden essen. Das kann zum Beispiel erreichen, wenn man die letzte Abendmahlzeit sehr früh einnimmt und die erste Tagesmahlzeit hinauszögert.

Es gibt aber einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Intervallfasten und den Fastenregeln des Ramadan: „Dass auch während der Sonnenstunden nicht getrunken werden darf, ist äußerst ungesund, vor allem bei körperlicher Belastung. Beim Intervallfasten wird eher viel getrunken“, so Prof. Schürmann. Flüssigkeit benötigt der Stoffwechsel, um Kohlehydrate und Fette abzubauen und das Gehirn zu versorgen.

Fastenregeln des Ramadan müssen Leistung nicht schmälern

Nicht auszuschließen ist aber, dass die strenge Einhaltung der Fastenregeln eine mentale Stärke bewirkt, die die physischen Nachteile ausgleicht. Bei der WM 2014 siegten die Deutschen im Achtelfinale nur mühsam gegen Algeriens Nationalspieler, die während des Ramadans spielten und wohl mehrheitlich die Fasten-Regeln befolgten. Die Muslime in der deutschen National-Elf – Khedira, Özil, Can und Mustafi -  fasten während der EM 2016 nicht, Albaniens Abwehrspieler Mergim Mavraj und andere hingegen wollten dies tun.

Ausgenommen von den Fasten-Regeln des Ramadan sind Schwangere, Kinder, Kranke und Alte. Ausnahmen gelten für Reisende und Menschen, die schwer körperlich arbeiten – und nach einem islamischen Rechtsgutachten auch Leistungssportler. Diese könnten das Fasten nachholen.

Foto: Fälchle

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Sportmedizin

Weitere Nachrichten zum Thema Fasten

28.11.2018

Low-Carb-, Null-Diät oder Intervallfasten – es gibt viele Wege abzunehmen. Ein wissenschaftlicher Vergleich zeigt nun, dass keine Diät besser als die andere ist. Das Fazit der Forscher: Schon ein kleiner Diäterfolg ist ein großer Gewinn für die Gesundheit.

14.03.2018

Kurzfristige Fastenkuren eignen sich nicht zum Abnehmen. Das funktioniert nur bei einer dauerhaften Ernährungsumstellung. Die Gesundheit fördern kann das Fasten - je nach Methode - schon.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin