Forschungspreis für Seltene Erkrankungen geht an zwei Kinderärzte
Weil der Forschungsbedarf bei Seltenen Erkrankungen besonders groß ist, verleihen die Eva Luise und Horst Köhler Stiftung und die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) seit acht Jahren den Eva Luise Köhler Forschungspreis. Der diesjährige Preis wurde am Donnerstag in Anwesenheit von Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in Berlin verliehen. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an den Kinderarzt Prof. Dr. Heymut Omran aus Münster für seine Arbeit zu den Ursachen der primären Cilien Dyskinesie. Diese seltene Lungenerkrankung kommt nur bei einem von 20. 000 Neugeborenen vor und endet oft tödlich.
Nachwuchswissenschaftler der Charité erhält Anerkennungspreis
Den mit 15.000 Euro dotierten Anerkennungspreis für Nachwuchswissenschaftler durfte Dr. Stefan Lobitz von der Charité entgegennehmen. Der Kinderarzt plant gemeinsam mit seinem Team ein Projekt zur frühen Diagnostik einer seltenen angeborenen Bluterkrankung, der Sichelzellanämie. Auch dieses „Waisenkind“ der Medizin ist mit rund 40.000 Betroffenen in Deutschland selten und zudem lebensbedrohlich, wenn die Krankheit nicht rechtzeitig diagnostiziert und therapiert wird.
„Wenn nur wenige Menschen an einer Erkrankung leiden, ist oft das Wissen über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten gering“, betonte Hermann Gröhe in seiner Ansprache. „Mit ihren Forschungsarbeiten schaffen die Preisträger nicht nur die Grundlage für eine verbesserte Versorgung, sondern auch dafür, das Verständnis für Menschen mit seltenen Erkrankungen insgesamt zu steigern.“
Zu wenig Wissen über Seltene Erkrankungen
Preisstifterin Eva Luise Köhler meinte, beide Forschungsprojekte könnten einen ganz entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit und der Lebensqualität von betroffenen Kindern und Jugendlichen leisten. »Mit dem Eva Luise Köhler Forschungspreis und dem Preisgeld wollen wir herausragende und innovative Forschung im Bereich Seltener Erkrankungen gezielt vorantreiben. Das Leiden von Betroffenen soll gelindert und ihre Lebensqualität nachhaltig verbessert werden«, betonte Köhler bei der Preisverleihung.
Bundesministerin Johanna Wanka unterstrich den großen Forschungsbedarf. „Das Wissen zu vielen Seltenen Erkrankungen ist bisher unvollständig“, sagte sie. Deshalb unterstütze das Bundesforschungsministerium insbesondere den Auf- und Ausbau von effektiven Forschungsstrukturen. „Denn gerade auf diesem Forschungsfeld ist die gezielte Vernetzung von Expertinnen und Experten unverzichtbar, um neue therapeutische Ansätze für bislang unheilbare Erkrankungen zu entwickeln“, so Wanka.
In Deutschland leben rund vier Millionen Menschen mit einer Seltenen Erkrankung. Bisher können nur wenige 100 von 6.000 bis 8.000 Erkrankungen behandelt werden.
Foto: ACHSE