Forschungspreis für Alternativen zu Tierversuchen verliehen
Für seine Entwicklung eines künstlichen Hautmodells, das Tierversuche ersetzen soll, wurde Professor Günther Weindl von der Freien Universität Berlin mit dem Preis des Landes Berlin „zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche“ ausgezeichnet. Mit dem Preis werden Forschungen gewürdigt, die helfen sollen, die Zahl der Tierversuche auf Dauer zu reduzieren.
Die von Professor Weindl und seiner Arbeitsgruppe entwickelte künstliche Haut soll entzündliche Hauterkrankungen simulieren und zur Testung von Arzneimitteln dienen. Dafür impften die Forscher die in Petrischalen wachsende Kunsthaut mit menschlichen Immunzellen, sogenannten Langerhans-Zellen. Das Ziel ist es, mit der künstlich hergestellten Haut allergische Reaktionen zu simulieren, wie sie auch beim Menschen durch Arzneimittelunverträglichkeiten auftreten können. Zudem wollen Weindl und seine Kollegen genauere Erkenntnisse über die Interaktion zwischen Haut- und Immunzellen erlangen.
Künstliche Haut soll Tausende von Tierversuchen einsparen
Die Forschungsarbeiten mit diesen sogenannten immunkompetenten Hautmodellen sollen Versuche an Mäusen und Meerschweinchen ersetzen. „Mich freut es, dass auch außerhalb der Universität Interesse besteht, tierversuchsfreie Forschung zu unterstützen“, sagte Weindl. Das zeige, dass die Ziele der wissenschaftlichen Arbeit zum Ersatz von Tiertests auch von der Gesellschaft getragen würden. Weindl und sein Team hoffen, dass mit dem neuen Hautmodell in Deutschland mehrere tausend Tiere pro Jahr eingespart werden können.
„Hier wird ein exzellentes Projekt gewürdigt, das helfen wird, Tierversuche zu ersetzen“, erklärte Dr. Siegfried Throm vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) anlässlich der Preisverleihung. „Ich hoffe, dass diese Preisverleihung anderen Wissenschaftlern Ansporn für die Suche nach weiteren Alternativmethoden gibt; denn sie macht deutlich, dass diese Forschung gebraucht und geschätzt wird - auch von der Pharmaindustrie. Für industrielle Pharmaforscher ist es ein Dilemma, dass sie Tiere beanspruchen müssen, um Menschen und auch anderen Tieren helfen zu können. Aber mit jedem verlässlichen neuen Alternativverfahren gewinnen sie Möglichkeiten, weitere Versuchstiere einzusparen oder weniger zu belasten.“
Fast drei Millionen getötete Tiere jährlich
„Tierversuche werden auch in Zukunft notwendig sein“, erklärte Weindl. „Es ist aber wichtig, dass die Tests sinnvoll eingesetzt werden und dass Alternativmethoden entwickelt werden.“ Im März 2013 wurde bereits eine EU-Richtlinie erlassen, nach der Tierversuche zur Testung der Verträglichkeit von Kosmetik verboten sind. In der Arzneimittelprüfung sind dagegen Testungen von Unverträglichkeiten gegenüber Pharmaka an Tieren weiterhin erlaubt. Das Thema ist umso dringender, als in Berlin, der „Hauptstadt der Tierversuche", die Zahl der Tierversuche erneut gestiegen ist. Im vergangenen Jahr sind 436.163 Wirbeltiere für die medizinische Forschung gestorben. In ganz Deutschland verlieren jährlich fast drei Millionen Tiere in medizinischen Laboren ihr Leben – meistens nach langem Leiden.
Preis für für Alternativen zu Tierversuchen
Der Landespreis für alternative Forschungsmethoden wurde zum zweiten Mal verliehen und von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, dem Landesamt für Gesundheit und Soziales und dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen ausgelobt. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Weindl wurde außerdem mit einem Zusatzpreis des Bündnisses Tierschutzpolitik Berlin ausgezeichnet.
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