Forscher suchen nach Früherkennungsmethode für Lungenkrebs
Früherkennung von Krebs erhöht die Heilungschancen. Anders als etwa bei Darmkrebs gibt es für die führende Krebstodesursache Lungenkrebs bislang kein geeignetes Screeningverfahren. Der Grund: Es gibt zu oft falschen Alarm, der dann weitere kostspielige Untersuchungen erforderlich macht. So zeigt die amerikanische „National Lung Cancer Screening Trial” (NLST) zwar, dass bei Personen mit hohem Risiko ein jährliches CT-Screening die Lungenkrebs-Sterblichkeit um 20 Prozent senken kann. Doch müssen etliche Teilnehmer wieder einbestellt werden, um verdächtige Befunde zu überprüfen, die sich dann gar nicht als Lungenkrebs herausstellen. Wegen der vielen überflüssigen invasiven Nachuntersuchungen dürfte das Screening daher kaum als nationales Früherkennungsprogramm geeignet sein.
Falsch positiver Alarm verhagelt Lungenscreening-Ergebnisse
„Häufiger falsch positiver Alarm ist ein ernstzunehmender Kritikpunkt am Lungenkrebsscreening”, sagt Nikolaus Becker vom DKFZ. Becker leitet die Studie „LUSI“ (Lung Cancer Screening Intervention Trial), die seit 2007 untersucht, ob sich der falsche Alarm nicht doch in den Griff kriegen lässt. Nach einer aktuellen Auswertung scheint eine jährliche Mehrschicht-CT-Untersuchung ab der zweiten Screening-Runde zu greifen.
An der Studie beteiligten sich rund 4.000 Menschen aus dem Einzugsgebiet Heidelberg. Alle Teilnehmer waren zwischen 50 und 69 Jahre alt und starke Raucher. Die Hälft von ihnen hat vier Jahre lang jährlich eine Mehrschicht-Computertomographie erhalten. Die Kontrollgruppe wurde jedes Jahr befragt und eventuelle Einträge beim Krebsregister werden überprüft. Alle Teilnehmer wurden mindestens über drei, großenteils sogar fünf Jahre und länger beobachtet.
Organisierte Programme erforderlich
Dabei zeigte sich, dass nach der ersten Screening-Runde der Anteil an Wiedereinbestellungen deutlich zurückging, von 20 Prozent auf drei bis vier Prozent in der zweiten bis vierten Runde. Lungenkrebs wurde in der ersten Runde bei 1,1 Prozent der Teilnehmer in der Screening-Gruppe entdeckt, die Rate fiel dann auf durchschnittlich 0,5 Prozent in den darauffolgenden Runden. Das heißt: ab der zweiten Runde sinkt die Zahl der wieder einbestellten Patienten Einbestellungen sogar um 80 Prozent.
„Wenn sich verdächtige Befunde im ersten CT in der darauffolgenden Untersuchung nicht verändert haben, ist es offensichtlich, dass es sich nicht um Krebsherde handelt. In solchen Fällen müssen wir nicht erneut abklären“, erklärt Stefan Delorme, der radiologische Leiter von LUSI, den Rückgang der anfallenden Kontrolluntersuchungen.
Während der ersten beiden Jahre war die Anzahl fortgeschrittener Lungenkrebsfälle in Screening- und Kontrollgruppe beinahe identisch. Ab dem dritten Jahr begann dagegen die Anzahl der fortgeschrittenen Fälle in der Screening-Gruppe zu sinken. Aussagen zur Lungenkrebssterblichkeit können die Forscher zu diesem Zeitpunkt der Auswertung noch nicht treffen.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das Problem nur im Rahmen eines organisierten Screenings in den Griff bekommen lässt“, sagt Becker. Ein „graues Screening“ könne die Wiedereinbestellungsrate hingegen nicht senken.