Folsäuremangel erhöht Schlaganfallrisiko
Folsäure gehört zu den B-Vitaminen und ist vor allem in grünem Blattgemüse wie Spinat sowie in Kohl, Hülsenfrüchten, Vollkornbrot, Eigelb und Leber enthalten. Allerdings nimmt nur jeder fünfte Deutsche mit der täglichen Nahrung genug Folsäure zu sich. Da das Vitamin jedoch unverzichtbar für die menschliche Gesundheit ist, wird immer wieder diskutiert, Grundnahrungsmittel wie Mehl mit Folsäure anzureichern. Bisher wurde dies in Deutschland – anders als in anderen Ländern wie beispielsweise den USA oder Kanada – nicht umgesetzt.
Folsäure ist lebenswichtig
Dass Folsäure wichtig für Wachstumsprozesse, Zellteilung und Blutbildung ist, weiß man schon lange. Seit einiger Zeit wird auch diskutiert, ob ein Folsäuremangel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle erhöht. Beobachtungsstudien hatten dazu bisher jedoch keine eindeutigen Ergebnisse geliefert. Allerdings wurden die meisten dieser Untersuchungen in Ländern durchgeführt, die sowieso über eine gute Folsäureversorgung oder eine Folsäure-Anreicherung von Grundnahrungsmitteln verfügen. Auf China trifft dies nicht zu – ebenso wie auf Deutschland -, und hier ist nicht nur der Folsäuremangel weit verbreitet, sondern Schlaganfälle gehören auch zu den häufigsten Todesursachen.
Chinesische Forscher um Fan Fan Hou von der Medizinischen Universität des Südens in Guangzhou haben nun untersucht, ob und wenn ja, unter welchen Bedingungen die Gabe von Folsäure das Risiko für Schlaganfälle reduzieren kann. An ihrer Studie nahmen über 20.000 Patienten mit arterieller Hypertonie teil. Alle Probanden erhielten zur Behandlung ihres Bluthochdrucks Tabletten mit Enalapril, und die Hälfte von ihnen bekam zusätzlich 0,8 mg Folsäure pro Tag.
Anstoß für Diskussion um Folsäure-Anreicherung?
Es zeigte sich, dass das Risiko für einen Schlaganfall bei den Patienten, die zusätzlich Folsäure einnahmen, signifikant reduziert werden konnte. Bei ihnen traten 282 Schlaganfälle auf gegenüber 355 Ereignissen bei den Probanden, die nur Enalapril erhielten. Noch deutlicher war der Unterschied bei den Teilnehmern, die zu Beginn eine besonders niedrige Folsäure-Konzentration von unter 5,6 ng/ml im Blut hatten. Auch bei den Patienten, die aufgrund einer genetischen Synthesestörung besonders wenig Folsäure im Blut aufwiesen, war der Unterschied besonders hoch. Eine Wirkung auf die Herzinfarktrate und die Gesamtsterblichkeit konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Für die Forscher steht damit fest, dass eine zusätzliche Gabe von Folsäure zur antihypertensiven Therapie die Rate von Schlaganfällen bei Risikopatienten senken kann – insbesondere wenn sie einen ernährungsbedingten oder genetischen Folsäuremangel aufweisen. Experten hoffen nun, dass die Studie einen neuen Anstoß für die Diskussion um die Folsäure-Anreicherung von Lebensmitteln liefert.
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