Fingolimod bei MS: Neue Fälle von gefährlicher PML
Fingolimod ist eines der neuesten Medikamente zur Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose. Zugelassen ist es in der EU bei hochaktiver, schubförmig-remittierender MS nach einer Behandlung mit Interferon beta oder bei Patienten mit einer rasch fortschreitenden, schweren MS. Seit einiger Zeit besteht allerdings der Verdacht, dass Fingolimod die lebensbedrohliche Viruserkrankung PML (Progressive Multifokale Leukenzephalopathie) auslösen kann. Nun haben zwei neue Erkrankungsfälle die Befürchtungen bestätigt.
PML kann tödlich enden
PML ist eine seltene Gehirnentzündung, die durch den JC Virus (JCV) ausgelöst wird und in etwa 20 Prozent der Fälle tödlich endet oder zu schweren Behinderungen führt. Fast alle Menschen tragen den JC Virus in sich, aber erst bei einer starken Schwächung oder Unterdrückung des Immunsystems kann es zu einer Reaktivierung des Virus und zu einer PML kommen.
Bisher waren Fälle von PML bei MS vor allem unter der Therapie mit Tysabri festgestellt worden. Auch andere Immunsuppressiva wie Efalizumab, Belatacept, Rituximab, Infliximab, Tacrolimus oder eine Kortison-Behandlung können die lebensgefährliche Erkrankung auslösen, doch bei den MS-Medikamenten war neben Natalizumab (Tysabri) nur noch Dimethylfumarat betroffen.
Auf MS-untypische Symptome achten
Bei Fingolimod war der Zusammenhang zur PML bisher nicht klar feststellbar gewesen. Ein erster Fall war im Jahr 2013 bekannt geworden, doch der Patient hatte zuvor auch Natalizumab erhalten, so dass der Auslöser für die Viruserkrankung nicht genau identifiziert werden konnte. Bei den jüngsten aufgetretenen Fällen von PML waren die Betroffenen jedoch weder mit Natalizumab noch mit Dimethylfumarat behandelt worden. Somit scheint sich der Verdacht, dass auch Fingolimod eine PML auslösen kann, zu bestätigten.
Die FDA will nun einen Warnhinweis in den Fachinformationen aufnehmen. Ärzte und Patienten sollten zudem auf neurologische Symptome zu achten, die nicht in das Muster der Multiplen Sklerose passen. Dazu gehören fortschreitende Schwäche, Veränderungen im Denken, bei der Erinnerungs- sowie der Orientierungsfähigkeit, aber auch das Auftreten von Verwirrung und Persönlichkeitsveränderungen. Ein MRT sowie eine Untersuchung des Liquors können dann Klarheit schaffen. Bestätigen sich die Hinweise auf eine PML, muss das Medikament sofort abgesetzt werden.
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