Doppelt so viele Krebsfälle wie 1970
Das Robert Koch-Institut hat am Dienstag den ersten Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland vorgestellt. Danach leben aktuell 482.000 Menschen mit einer Krebserkrankung. Im Vergleich zu 1970 hat sich die Zahl der Krebserkrankungen nahezu verdoppelt. Grund ist die wachsende Zahl älterer Menschen, da das Erkrankungsrisiko mit dem Lebensalter steigt. Dies gilt für fast alle Krebserkrankungen.
Der medizinische Fortschritt macht sich an der gestiegenen Lebenserwartung sichtbar. So leben heute Krebskranke im Schnitt vier Jahre länger als 1980. Das Durchschnittsalter liegt bei 74 Jahren. „Die Erfolge bei der Krebsbekämpfung haben inzwischen auch zum Anstieg der Lebenserwartung beigetragen“, betonte RKI-Präsident Lothar H. Wieler am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts.
Zahlen erstmals leicht rückläufig
Fortschritte hat es unterdessen auch bei der Prävention gegeben. Zum Beispiel erkranken weniger Männer an Lungenkrebs, da die Raucherzahlen bei Männern schon seit Jahren zurückgehen.
Zudem sorgen Früherkennungsprogramme dafür, dass Gebärmutterhals und Darmkrebs rückläufig sind, da hierbei Krebsvorstufen aufgespürt werden können, so dass es nicht zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Daten der epidemiologischen Krebsregister deuten außerdem darauf hin, dass weniger Frauen an fortgeschrittenem Brustkrebs erkranken, was die Heilungschancen enorm erhöht. Experten führen diesen Trend auf das zwischen 2005 und 2009 eingeführte Mammographie-Screening-Programm zurück. Laut den Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland nehmen derzeit rund 48 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen und rund 24 Prozent der anspruchsberechtigten Männer eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung in Anspruch.
All das hat offenbar dazu beigetragen, dass die alters unabhängige Erkrankungsrate erstmals leicht zurückgegangen ist.
Die häufigsten Krebserkrankungen
Männer erkranken derzeit am häufigsten an Prostatakrebs, gefolgt von Lungen- und Darmkrebs, bei Frauen steht Brustkrebs an erster Stelle, gefolgt vom Darm- und Lungenkrebs.
Mit 224.000 Todesfällen pro Jahr ist Krebs nach wie vor die zweite häufigste Todesursache in Deutschland. Nur an Herz-Kreislauerkrankungen sterben noch mehr Menschen.
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