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Die Tiefe Hirnstimulation kann die Lebensqualität von Parkinson-Patienten erheblich steigern

Donnerstag, 17. April 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Die meisten Menschen, die an Parkinson erkrankt sind, können zunächst mit Medikamenten gut behandelt werden. Was aber passiert, wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreicht? Dann ist die Tiefe Hirnstimulation eine Option – und sie könnte bei jüngeren Menschen sogar die Therapie erster Wahl werden.

Neue Wege bahnen: Die Tiefe Hirnstimulation hilft vor allem jüngeren Patienten. – Foto: fotoliaxrender - Fotolia

Eine Therapie mit Hirnschrittmachern, die Tiefe Hirnstimulation (THS), gilt seit vielen Jahren als hochwirksame Behandlung im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium, wenn sich die motorischen Symptome der Parkinsonkrankheit mit Medikamenten nicht mehr kontrollieren lassen. Mit den positiven Ergebnissen der EARLYSTIM-Studie 2013 zeichnet sich eine Erweiterung des therapeutischen Zeitfensters für den Einsatz der THS ab. Experten setzen die THS seither schon bei jüngeren Patienten ein und verbessern so die Lebensqualität um bis zu 26 Prozent. Betroffene könnten aber noch mehr von der THS profitieren, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN). Derzeit testen laut DGKN  Düsseldorfer Forscher neue Stimulationsverfahren, die die Parkinson-Therapie weiter verbessern könnten.

Etwa 250.000 Menschen in Deutschland leiden an Parkinson 

Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Etwa 250.000 Menschen in Deutschland leiden daran. Parkinson tritt vor allem ab dem 50.  Lebensjahr auf und äußert sich durch Bewegungsstörungen, bedingt durch zittrige oder steife Muskeln. Um diese Symptome zu lindern, setzten Spezialisten in Deutschland im vergangenen Jahr rund 800 Parkinsonerkrankten feine Elektroden in einen bestimmten Gehirnabschnitt ein. Über eine Fernbedienung wird ein Schrittmacher programmiert und aktiviert, der unter dem Schlüsselbein sitzt und die Elektroden mit Strom versorgt. „Die Elektroden geben auf diese Weise schwache Stromimpulse an umliegende Nervenzellen ab, was die unkontrollierten Bewegungen vermindert und zu einer besseren Beweglichkeit führt“, erklärt der Düsseldorfer Parkinson-Experte Professor Dr. med. Alfons Schnitzler, Vizepräsident der DGKN.

Experte rät Parkinson-Patienten, besser früher zum Neurologen zu gehen

Erhielten Parkinson-Patienten bis vor kurzer Zeit einen solchen Hirnschrittmacher erst nach etwa zwölf Jahren Krankheitsdauer, setzen Ärzte ihn heute in bestimmten Fällen bereits nach durchschnittlich sechs Jahren ein – mit guten Erfolgen. So lindert die Tiefe Hirnstimulation Symptome bei diesen jüngeren Betroffenen stärker als eine optimierte medikamentöse Behandlung und verbessert somit die Lebensqualität. „Erstaunlicherweise führt die THS in dieser Patientengruppe nicht nur zur Verbesserung der motorischen Symptome – die Patienten schätzen auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit als verbessert ein“, sagt Professor Schnitzler, Leiter der Abteilung Bewegungsstörungen und Neuromodulation der Neurologischen Klinik an der Uniklinik Düsseldorf. „Leider kommen Parkinson-Patienten häufig gar nicht zum Spezialisten, um eine Hirnschrittmacher-Therapie für sich zu erörtern“, sagt der DGKN-Experte, „oder sie stellen sich zu spät vor, wenn sich ihre Lebensqualität bereits unwiderruflich verschlechtert ha

Tiefe Hirnstimulation bei Parkinson

Um die THS noch weiter zu verbessern, erforscht das Düsseldorfer Team um Schnitzler in Kooperation mit anderen Arbeitsgruppen neue Stimulationstechniken, die durch technische Weiterentwicklungen möglich geworden sind. Jedoch nütze aller medizinischer Fortschritt nichts, wenn er nicht den Patienten zugute komme, so Schnitzler: „Wir möchten alle Parkinson-Patienten dazu ermuntern, sich früher von spezialisierten Neurologen untersuchen zu lassen, um zu prüfen, ob eine Tiefe Hirnstimulation für sie in Frage kommt“, so der Experte.

Foto: fotoliaxrender - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin

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