Seit Anfang Februar ist eine rasante Zunahme von Grippefällen zu verzeichnen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt, dass die Influenza-Aktivität in den vergangenen Jahren selten so hoch war wie jetzt. Die Ärzte bemerken dies an vollen Wartezimmern und einem hohen Krankenstand beim Personal.
Das RKI bewertet den sogenannten ARE-Praxisindex als stark erhöht. Der Index bezeichnet die Anzahl akuter Atemwegserkrankungen, die wöchentlich von Meldepraxen aus ganz Deutschland an die AG Influenza am Robert-Koch-Institut übermittelt werden. Unter den Erregern dieser akuten Atemwegserkrankungen finden sich zurzeit besonders oft auch Grippeviren – ein Hinweis auf eine Grippewelle. Wie lang und schwer eine Grippewelle verlaufen wird, lässt sich allerdings kaum prognostizieren.
Häufigster Grippevirus-Typ: H3N2
Auch in anderen Ländern Europas wird zurzeit von einer hohen Grippevirus-Aktivität berichtet, so zum Beispiel in Belgien, Ungarn, Italien und der Schweiz. Dabei ist in dieser Saison der Subtyp H3N2 der Influenza-A-Viren besonders verbreitet. Solche H3-Typen verursachen in der Regel besonders schwere Erkrankungen.
Ein weiteres Problem: Auf diesen Subtyp ist der aktuelle Grippe-Impfstoff nicht optimal zugeschnitten. Er enthält zwar eine Komponente gegen H3N2, aber seit der Empfehlung für die Impfstoffzusammensetzung, die bereits im Frühjahr 2014 festgelegt wurde, hat sich der Erregerstamm bereits wieder verändert, und das im Impfstoff enthaltene Eiweiß stimmt nicht mehr mit dem Oberflächeneiweiß des Erregers überein.
Dennoch – und obwohl die Grippe-Saison schon relativ weit fortgeschritten ist - kann eine Impfung immer noch sinnvoll sein. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) Dr. Jan Leidel erklärt dazu: „Die Impfung ist nach wie vor die wichtigste und effektivste Präventionsmaßnahme. Und ein Schutz von knapp 50 Prozent ist allemal besser als keiner.“
Schon 15.000 Grippefälle in dieser Saison
Zu den Risikogruppen, die sich impfen lassen sollten, gehören medizinisches Personal, ältere Menschen, Schwangere sowie chronisch Kranke. Besonders in Alten- und Pflegeheimen sollten Personal und Bewohner geimpft werden, betont das RKI. Doch immer noch lassen sich zu wenig Menschen gegen Grippe impfen – was unter anderem zu Grippewellen wie der derzeit herrschenden führt.
Eine Virusgrippe kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Die Zahl der jährlichen Grippetoten wird europaweit auf 40.000 bis 220.000 geschätzt - je nachdem, wie schwerwiegend die Grippewelle ausfällt. In dieser Saison erforderten bereits rund 2000 der 15.000 gemeldeten Grippefälle eine stationäre Therapie - mit steigenden Zahlen ist zu rechnen.
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