Die Diabetische Polyneuropathie ist ein unterschätztes Krankheitsbild
Diabetes kann auch Nerven schädigen. Typische Anzeichen der so genannten diabetischen Polyneuropathie sind Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl oder Schmerzen in den Händen oder Füßen. Unbehandelt schreitet die Nervenschädigung voran, was zu einem diabetischen Fußsyndrom führen kann. Und das wiederum zieht oft Amputationen von Zehen oder Füßen nach sich. Nach Auskunft von Dr. Alexander Risse, Ärztlicher Leiter des Diabeteszentrums am Klinikum Dortmund, wird das Diabetische Fußsyndrom in 70 Prozent der Fälle durch eine Neuropathie ausgelöst. Doch die Neuropathie werde von Ärzten viel zu häufig nicht erkannt. „So wird das Problem verschleppt, bis die Patienten riesige infizierte Wunden haben, die nicht mehr zuheilen“, sagt Diabetes-Experte Risse.
Diabetische Polyneuropathie: 55 Prozent der Diabetiker leiden mindestens unter einer Missempfindung
Nun hat eine Forsa-Umfrage unter mehr als 400 Diabetikern ergeben, dass nur 22 Prozent der Diabetiker – also jeder fünfte, das Risiko dieser Nervenschädigung kennen. Laut Umfrage ist das Bewusstsein in der Gruppe der Typ 2-Diabetiker am geringsten. Erstaunlicherweise geben 55 Prozent der Befragten an, an den für die diabetische Polyneuropathie typischen Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen, Schmerzen oder Taubheit in Füßen oder Händen zu leiden. Für 37 Prozent der von den Missempfindungen Betroffenen sinkt dadurch die Lebensqualität, elf Prozent berichten von berichten Depressionen und Stimmungsschwankungen als Folge, weitere zehn Prozent fürchten sich vor einer Verschlechterung der Lebenssituation. Als häufigste Missempfindung wird "Kribbeln in den Füßen" (28 Prozent) genannt, gefolgt von "Taubheitsgefühl in den Füßen" (21 Prozent) und "Schmerzen in den Füßen" (19 Prozent).
Ein Großteil der Amputationen wäre vermeidbar
Wichtig zur Vermeidung einer diabetischen Polyneuropathie bzw. deren Verschlechterung ist laut Dr. Risse ein guter Langzeit-Blutzucker (HbA1c-Wert). Zwingend sei auch die regelmäßige Untersuchung der Füße durch den Arzt. Damit könnte man ein Großteil der der jährlich rund 30.000 Amputationen vermeiden, ist Risse überzeugt. Das aber fände in der Praxis noch viel zu selten statt.
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