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Diabetes bleibt in Kliniken oft unerkannt

Montag, 20. Februar 2012 – Autor:
Bis zu drei Millionen Menschen haben in Deutschland einen nicht diagnostizierten Diabetes. Selbst im Krankenhaus wird die Erkrankung meist nicht erkannt. Ein entgleister Blutzucker kann jedoch lebensbedrohlich werden.
Bayer Healthcare

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Krankenhausaufenthalte sind für Menschen mit Diabetes mit erhöhten Risiken verbunden. Stress, Nahrungsentzug vor Operationen, künstliche Ernährung und nicht zuletzt die Verordnung von Medikamenten können den Blutzucker von Diabetikern schnell entgleisen lassen. Doch wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft jetzt mitteilt, werden die meisten Diabetes-Erkrankungen im Krankenhaus nicht erkannt. "Ein unbehandelter Diabetes ist für die Patienten ein echtes Sicherheitsrisiko", mahnt PD Dr. med. Erhard Siegel, Vize-Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Schon ein einfacher Blutzuckertest bei der Aufnahme ins Krankenhaus könnte hier helfen, so der Diabetes-Experte.

Volkskrankheit Diabetes

Mit etwa sieben Millionen bekannten Erkrankungen in Deutschland und einer Dunkelziffer von weiteren zwei bis drei Millionen gehört Diabetes mellitus zu den grössten Volkskrankheiten. Da überwiegend ältere Menschen im Krankenhaus liegen, ist der Anteil der Diabetiker im Krankenhaus entsprechend hoch. "Wir schätzen, dass bis zu 30 Prozent aller Klinikpatienten einen Diabetes haben", sagt Professor Dr. med. Stephan Matthaei, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Stationär behandelt wurden im Jahr 2007 insgesamt 17,2 Millionen Patienten. "Krankenhausstatistiken erwähnen die Diagnose Diabetes mellitus bei etwa 1,3 Prozent der Patienten als Hauptdiagnose, als Nebendiagnose "nur" bei etwa zwölf Prozent", fährt der Diabetologe fort. Tatsächlich liegt die Häufigkeit der Nebendiagnose Diabetes mellitus im Krankenhaus bei 25 bis 30 Prozent.

Systematische Blutzucker-Tests im Krankenhaus gefordert

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert deshalb systematische Blutzucker-Tests bei stationärer Aufnahme. Mit einem solchen Screening und einem gezielten Diabetes-Management könnten die Behandlung von Menschen mit Diabetes verbessert und zugleich Kosten eingespart werden, meint Dr. Siegel. "Jede Diabetes-Komplikation erhöht die Behandlungskosten, und die Liegezeiten von Diabetes-Patienten sind meist länger als bei anderen Patienten", berichtet der Diabetologe. Siegel hat deshalb mit Kollegen Fortbildungsmaterialien für Krankenhäuser entwickelt. Dazu gehört ein Kompendium, das Klinikärzten die Diagnose und Therapie der Erkrankung erleichtern soll.

Was ein verbessertes Diabetes-Management bewirken kann, zeigt das Beispiel des Krankenhauses Bad Soden: Ein Blutzucker-Screening aller Patienten erhöhte den Anteil der dort registrierten Diabetiker von neun auf 25 Prozent. Unter der konsequenten Behandlung konnte nach DDG-Angaben der Langzeitblutzucker (HbA1c) deutlich gesenkt werden, ohne das Budget der Klinik zu belasten.

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