Metformin senkt den Blutzuckerspiegel, löst keine der gefürchteten Unterzuckerungen aus und dämpft das Hungergefühl. „Bei den häufig übergewichtigen Diabetespatienten ist dies ein erwünschter Begleiteffekt“, sagt Prof. Matthias Weber, Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Viele Diabetes-2-Patienten nehmen nach Behandlungsbeginn etwas ab, so der DGE-Sprecher.
Die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin wird in erster Linie auf eine Hemmung der Blutzuckerneubildung in der Leber zurückgeführt. Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass Metformin seine positiven Wirkungen zum Teil auch über die Beeinflussung der Darmflora erzeugt. Das zeigt eine kürzlich im Fachblatt Nature veröffentlichte Arbeit.
Diabetes 2: Metformin wirkt auf Darmflora
Forscher analysierten dafür Stuhlproben von 784 Diabetikern und Nicht-Diabetikern. Mitarbeiter des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie in Heidelberg stellten dabei Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmbakterien fest. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes findet sich neben einer reduzierten Vielfalt an Bakterien insbesondere ein Rückgang von Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure oder Propionsäure bilden.
Diese Fettsäuren werden vom Darm aufgenommen und vom Körper verwertet. „Dies hat einen günstigen Einfluss auf den Blutzucker“, erläutert Prof. Günter Stalla, Leiter der Inneren Medizin, Endokrinologie und Klinischen Chemie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie München. „Der Mangel an diesen Bakterien könnte die Blutzuckerstörung beim Typ-2-Diabetes verstärken.“ Die Behandlung mit Metformin wiederum förderte die Produzenten kurzkettiger Fettsäuren. Es sei möglich, dass dies einen Teil der blutzuckersenkenden Wirkungn von Metformin ausmacht.
Diabetes 2: Metformin hat auch ungünstige Nebenwirkungen
Zugleich fördert Metformin auch die Vermehrung von E. coli-Bakterien, was zu Verdauungsbeschwerden führen kann. „Es kommt zu einem Ungleichgewicht der Darmflora, das für die Blähungen und andere Darmbeschwerden mitverantwortlich sein könnte, über die viele Patienten klagen“, so Professor Stalla. „Wir müssen nach Wegen suchen, um die ungünstigen Auswirkungen zu hemmen, ohne die günstige Wirkung zu schwächen.“
Ein denkbarer Weg könnte die Behandlung mit probiotischen Bakterien sein. Diese Bakterien müssten so ausgesucht werden, dass sie die E. coli-Bakterien verdrängen, ohne die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren zu behindern. „Wir hoffen, dass wir eines Tages einen Spezial-Joghurt anbieten können, der die Behandlung mit Metformin für alle Patienten verträglich macht“, so Prof. Stalla im Vorfeld der DACH-Jahrestagung 2016 in München.
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