Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Diabetes 2: Metformin wirkt auf Darmflora

Montag, 23. Mai 2016 – Autor:
Metformin ist eines der wichtigsten Medikamente zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Nun wurde ein neuer Wirkmechanismus entdeckt: Metformin beeinflusst die Darmflora. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).
Metformin ist das wichtigste Diabetes-2-Medikament ist Metformin

Neuer Wirkmechanismus von Metformin entdeckt – Foto: DOC RABE Media - Fotolia

Metformin senkt den Blutzuckerspiegel, löst keine der gefürchteten Unterzuckerungen aus und dämpft das Hungergefühl. „Bei den häufig übergewichtigen Diabetespatienten ist dies ein erwünschter Begleiteffekt“, sagt Prof. Matthias Weber, Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Viele Diabetes-2-Patienten nehmen nach Behandlungsbeginn etwas ab, so der DGE-Sprecher.

Die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin wird in erster Linie auf eine Hemmung der Blutzuckerneubildung in der Leber zurückgeführt. Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass Metformin seine positiven Wirkungen zum Teil auch über die Beeinflussung der Darmflora erzeugt. Das zeigt eine kürzlich im Fachblatt Nature veröffentlichte Arbeit.

Diabetes 2: Metformin wirkt auf Darmflora

Forscher analysierten dafür Stuhlproben von 784 Diabetikern und Nicht-Diabetikern. Mitarbeiter des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie in Heidelberg stellten dabei Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmbakterien fest. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes findet sich neben einer reduzierten Vielfalt an Bakterien insbesondere ein Rückgang von Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure oder Propionsäure bilden.

Diese Fettsäuren werden vom Darm aufgenommen und vom Körper verwertet. „Dies hat einen günstigen Einfluss auf den Blutzucker“, erläutert Prof. Günter Stalla, Leiter der Inneren Medizin, Endokrinologie und Klinischen Chemie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie München. „Der Mangel an diesen Bakterien könnte die Blutzuckerstörung beim Typ-2-Diabetes verstärken.“ Die Behandlung mit Metformin wiederum förderte die Produzenten kurzkettiger Fettsäuren. Es sei möglich, dass dies einen Teil der blutzuckersenkenden Wirkungn von Metformin ausmacht.

Diabetes 2: Metformin hat auch ungünstige Nebenwirkungen

Zugleich fördert Metformin auch die Vermehrung von E. coli-Bakterien, was zu Verdauungsbeschwerden führen kann. „Es kommt zu einem Ungleichgewicht der Darmflora, das für die Blähungen und andere Darmbeschwerden mitverantwortlich sein könnte, über die viele Patienten klagen“, so Professor Stalla. „Wir müssen nach Wegen suchen, um die ungünstigen Auswirkungen zu hemmen, ohne die günstige Wirkung zu schwächen.“

Ein denkbarer Weg könnte die Behandlung mit probiotischen Bakterien sein. Diese Bakterien müssten so ausgesucht werden, dass sie die E. coli-Bakterien verdrängen, ohne die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren zu behindern.  „Wir hoffen, dass wir eines Tages einen Spezial-Joghurt anbieten können, der die Behandlung mit Metformin für alle Patienten verträglich macht“, so Prof. Stalla im Vorfeld der DACH-Jahrestagung 2016 in München.

Foto: DOC RABE Media

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Diabetes

Weitere Nachrichten zum Thema Diabetes 2

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin