Deutscher Apothekertag: Gröhe fordert belastbare Zahlen
Zum Auftakt des Deutschen Apothekertages und der Expopharm in München haben die Apotheker ein Perspektivpapier 2030 vorgelegt und erneuet ihre Forderung nach höheren Honoraren bekräftigt. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe äußerte in seiner Begrüßungsansprache Verständnis für die Anliegen der Apotheker. Er habe verstanden, dass es in einigen Bereichen Optimierungsbedarf gebe, etwa bei den Honoraren. Allerdings brauche die Politik belastbare Zahlen. Sein Ministerium werde in den kommenden Monaten Notdienstpauschalen und die geforderte Erhöhung des Fixzuschlages prüfen. Die von DAV und GKV-Spitzenverband gemeinsam geforderte Festschreibung des Kassenabschlages auf 1,77 Euro wolle er gesetzgeberisch umsetzen. Gleichzeitig unterstrich Gröhe die Bedeutung der deutschen Apotheken. „Die fachliche Beratung dort ist unverzichtbarer Bestandteil innerhalb der gesundheitlichen Versorgung", sagte Gröhe. Die Apotheke vor Ort werde es auch in Zukunft geben.
Deutschen Apothekertag: Perspektivpapier „Apotheke 2030“ vorgelegt
Damit das so bleibt, hatte der Deutsche Apothekertag am Donnerstag das Perspektivpapier „Apotheke 2030“ verabschiedet. Im Kern geht es in dem Papier darum, dass die Apotheken ihr heilberufliches Profil schärfen und in einem Netzwerk zusammen mit Ärzten und anderen Akteuren eine enge Begleitung und ein systematisches Medikationsmanagement für Patienten ermöglichen. ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold bezeichnete die Verabschiedung des Perspektivpapiers „Apotheke 2030“ als „hart erarbeiteten Meilenstein der berufspolitischen Debatte der Apotheker“. Zugleich verwies er darauf, dass unmittelbar mit der Umsetzung der darin beschriebenen Zielsetzung begonnen werden müsse: „Wir müssen jetzt in die strategische Umsetzung gehen. Das ist die nächste Etappe unserer Arbeit. Wir wollen definieren, auf welchem Weg wir ein systematisches Medikationsmanagement installieren können, wie wir die Versorgungstrukturen für die Zukunft anpassen sollten und welche Qualifikation der Apotheker in Zukunft dafür braucht.“
Scharfe Kritik an den Kassen
Unterdessen übte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, massive Kritik an der Praxis der Krankenkassen, Apotheken die Erstattung von Honorar und Einkaufskosten für Arzneimittel schon aufgrund kleinster Formfehler zu verweigern. „Die Retaxationspraxis der Kassen beginnt, die Versorgung der Patienten zu gefährden. Es wird deshalb Zeit, dass die Politik die ‚Sparkassen‘ in ihre Schranken verweist“, sagte Becker anlässlich der Eröffnung der pharmazeutischen Fachmesse expopharm in München. Manchem Krankenkassenvertreter fehle das nötige Einfühlungsvermögen. Dort erlebe man den Vorgang als abstrakten Abrechnungsfall, in der Apotheke gehe es aber ganz konkret um die Versorgung eines Menschen mit wichtigen Arzneimitteln. In einem Leitantrag zum Deutschen Apothekertag 2014, der zeitgleich mit der expopharm in München stattfindet, fordert die Hauptversammlung den Gesetzgeber auf, durch eine Änderung des § 129 SGB V die Zulässigkeit von Nullretaxationen auszuschließen.