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Desinfektionsmittel oft unwirksam gegen Viren?

Mittwoch, 20. August 2014 – Autor:
Die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln ist ein wichtiger Bestandteil der Krankenhaushygiene. Doch einer aktuellen Studie zufolge sind die bisherigen Angaben zur notwendigen Einwirkzeit und Konzentration nicht ausreichend.
Desinfektionsmittel besser prüfen

Viele Desinfektionsmittel sind nicht ausreichend gegen Viren wirksam. – Foto: Firma V - Fotolia

Immer häufiger ist von der Ansteckung mit multiresistenten Erregern in Krankenhäusern zu lesen. Ausreichende Hygienemaßnahmen  sind daher für den Therapieerfolg von größter Bedeutung. Zu diesen Maßnahmen gehört die Desinfektion von Arbeitsflächen, Fußböden, Möbeln oder den Oberflächen medizinischer Arbeitsgeräte, denn Krankheitserreger können auf Oberflächen mehrere Monate überleben und durch die Berührung mit den Händen, aber auch durch Staubpartikel weiter verbreitet werden.

Bisher gab es jedoch viele Unklarheiten in Bezug auf die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln, insbesondere auf Viren. Denn während die Wirkung von Desinfektionsmitteln auf Bakterien schon seit Jahren nicht nur in anwendungsfernen, sondern auch in praxisnahen Tests überprüft wird, fehlen solche realitätsnahen Tests bei Viren.

Desinfektionsmittel: Praxisnahe Tests fehlen

Nun haben Forscher im Auftrag der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e.V. (DVV) und des Verbunds für angewandte Hygiene e.V. (VAH) untersucht, welche Tests notwendig sind, um eine ausreichende Viruswirksamkeit zu gewährleisten. Das Ergebnis der Studie: Die bisherigen Angaben zur notwendigen Einwirkzeit und Konzentration von Desinfektionsmitteln zur Bekämpfung von Viren sind zum Teil nicht ausreichend.

Bisher wurden zur Überprüfung der Viruswirksamkeit von Flächendesinfektionsmitteln nur sogenannte Suspersionstests durchgeführt. Dabei wird das Produkt mit Wasser verdünnt und beobachtet, wie effektiv die Verbreitung zugesetzter Viren bei einer bestimmten Konzentration und Einwirkzeit reduziert wird. Doch auf die Praxis sind diese Ergebnisse nur bedingt übertragbar, vor allem, weil bei der Anwendung auf Flächen ein anderes Verhältnis von Desinfektionsmitteln und Viren vorliegt. Die DVV fordert daher schon länger die praxisnäheren Carriertests. Hierbei wird eine Flüssigkeit mit einer bestimmten Anzahl von Viren auf ein Metallplättchen (Carrier) aufgetragen, getrocknet und dann mit dem Desinfektionsmittel benetzt. Nach einer bestimmten Einwirkzeit wird ermittelt, wie stark die Menge infektiöser Viren reduziert wurde.

Wirksamkeit gegen Viren unzureichend

In der neuen Studie wurde nun je ein Produkt aus sechs verschiedenen Wirkstoffklassen zunächst mit Hilfe des Supsensionstests und danach mit dem praxisnäheren Carriertest untersucht. Die Mittel wurden auf ihre Wirksamkeit gegen verschiedene Bakterien und Viren, unter anderem auch gegen Noroviren, getestet. Dabei erwiesen sich fünf Flächendesinfektionsmittel, die im Suspensionstest erfolgreich waren, im praxisnahen Test als nicht ausreichend wirksam gegen Viren. Besonders schlecht schnitt ein chlorhaltiges Desinfektionsmittel ab, das bei der Reinigung empfindlicher Oberflächen breite Anwendung findet. Die Tests zeigten aber auch, dass die Wirkung der Flächendesinfektionsmittel durch Erhöhung der Konzentration und / oder der Einwirkzeit gesteigert werden und ein ausreichendes Maß erlangen kann.

Die DVV und der VAH plädieren dafür, bei der Flächendesinfektion nur auf solche Produkte zurückzugreifen, für die ein erfolgreicher Carriertest vorliegt. Der Nachweis muss auf Wunsch von den Herstellern vorgelegt werden können.

Foto: © Firma V - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin

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