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Depressionen werden zu spät erkannt und behandelt

Mittwoch, 1. Oktober 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Viele depressiv Erkrankte werden gar nicht oder zu spät diagnostiziert – und zu spät behandelt. Darauf weist die Bundespsychotherapeutenkammer in einer Pressemitteilung anlässlich des heute stattfindenden 11. Europäischen Depressionstages hin.

Selten erkannt und zu spät behandelt: die Depression. – Foto: Alexander Raths - Fotolia

„Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. In Deutschland wird jedoch höchstens die Hälfte der depressiv Erkrankten diagnostiziert und davon wiederum höchstens die Hälfte innerhalb von drei Monaten ausreichend behandelt“, stellt Prof. Dr. Detlef E. Dietrich, Ärztlicher Direktor der Burghof Klinik in Rinteln, in der Pressemitteilung fest. Psychisch kranke Menschen brauchten deshalb ein besseres niedrigschwelliges Angebot, fordert Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). „Eine psychotherapeutische Sprechstunde könnte schneller klären, ob und woran ein Patient erkrankt ist und welche Hilfe er benötigt“, so Richter.

Familie ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Depressionen

Der diesjährige Europäische Depressionstag steht unter dem Thema „Depression und die Familie“. Die Familie könne sowohl ein Risiko- als auch ein schützender Faktor bei der Entstehung von Depressionen sein. Genetische Veranlagung, der Erziehungsstil und das Erlernen von Verhaltens- und Konfliktlösungsstrategien hätten dabei einen bedeutsamen Einfluss auf den späteren Umgang mit belastenden Situationen. Die Familie könne aber auch emotional unterstützend wirken und so vor einer depressiven Erkrankung schützen. Die Einbeziehung der Familie sei daher wesentlicher Aspekt in der Versorgung depressiv erkrankter Menschen, führt die BPtK aus. 

„Die Kinder depressiver Väter oder Mütter haben ein deutlich höheres Risiko, selbst an einer Depression zu erkranken“, erklärt dazu BPtK-Präsident Richter. Die Kinder psychisch kranker Eltern seien daher eine wichtige Zielgruppe, die mit dem Präventionsgesetz adressiert werden sollte, das derzeit vom Gesetzgeber vorbereitet wird, bekräftigt Richter.

Behandlung von Depressionen: Hausarzt spielt eine große Rolle

„Rund 70 Prozent der Patienten mit Depressionen wenden sich zuerst an ihren Hausarzt“, berichtete Dr. Cornelia Goesmann, Vorstand des Deutschen Hausärzteverbandes in Niedersachsen. Dabei ginge es zwar in erster Linie um somatische Probleme – diese seien jedoch häufig ein Indiz für psychosomatische Erkrankungen. Den Hausärzten komme deshalb bei der frühen Diagnostik und der Koordination der anschließenden Behandlung durch Psychotherapeuten und Fachärzte eine hohe Bedeutung zu. 

Dr. Christine Rummel-Kluge stellte als Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe drei niedrigschwellige Angebote vor, die einen Beitrag zur Prävention, Früherkennung und niederschwelligem Zugang zur Versorgung bei depressiven Erkrankungen leisten sollen: ein Online-Diskussionsforum für Erwachsene, das fachlich moderiert wird und dem Austausch zwischen Betroffenen, aber auch zwischen Angehörigen und fremden Betroffenen dient, ein Jugendforum Depression (fidelio) und ein bundesweites Infotelefon Depression, das insbesondere die Vermittlung von professionellen Ansprechpartnern zur Aufgabe hat.

Foto: Fotolia

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