Defibrillator im sehr hohen Alter sinnvoll?
Ein implantierbarer Cardioverter Defibrillator (ICD) ist bei bestimmten Herzrhythmusstörungen sinnvoll. Wenn das Herz durch zu schnelles Schlagen außer Kontrolle zu geraten droht, greift der Defibrillator ein und gibt einen elektrischen Impuls an das Herz ab, so dass sich der Herzrhythmus normalisiert. Der ICD kann damit einem plötzlichen Herztod durch Kammerflimmern oder eine Kammertachykardie vorbeugen. Doch ist eine ICD-Transplantation auch noch im sehr hohen Alter sinnvoll? Diese Frage ist bisher umstritten. Zudem wird über das heikle Thema oft ungern gesprochen. Bei den diesjährigen DGK Herztagen wurde das Thema ICD-Versorgung bei Patienten über 80 Jahren diskutiert.
Defibrillator kann Sterbeprozess stören
In Deutschland erhalten jedes Jahr zwischen 3.000 und 4.000 Patienten im Alter von über 80 Jahren einen implantierbaren Defibrillator. Das muss nicht immer zum Nutzen der Patienten sein. So gibt es Berichte, dass im Sterben liegende Patienten noch mehrfache schmerzhafte Schocks erleiden müssen, die nicht zur Lebensverlängerung beitragen und den ruhigen Sterbeprozess sogar erheblich stören können.
Zudem stellt sich die Frage, wie effektiv der Defibrillator im hohen Alter überhaupt noch ist. Zwar steigt im Alter das Risiko für einen plötzlichen Herztod an, doch nicht so deutlich wie die Todesrate durch andere Ursachen. Das habe zur Folge, dass die Effektivität von implantierten Defibrillatoren im Alter automatisch abnimmt, erklärte Professor Bernd Nowak vom Medizinischen Versorgungszentrum CCB im Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main bei den DGK Herztagen 2016.
Studien kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen
Bisher sind Studien bei der Frage, ob die Gesamtmortalität von über 75-Jährigen nach einer ICD-Transplantation abnimmt, zu widersprüchlichen Ergebnissen gekommen. Zwar ist die Rate von abgegeben Defi-Schocks in allen Altersgruppen etwa vergleichbar, doch die Mortalität aufgrund von Herzproblemen steigt mit zunehmendem Alter dennoch an. Eine Studie mit Patienten, die an einer Herzinsuffizienz aus nicht-ischämischer Ursache litten (DANISH-Studie) hat dem Einsatz von implantierbaren Defibrillatoren ebenfalls in einem kritischen Licht gezeigt. Denn hier konnte überhaupt kein Vorteil für die ICD-Implantation festgestellt werden. Dennoch bleibt unbestreitbar, dass ein ICD insbesondere bei jüngeren Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz ischämischer Genese die Mortalität deutlich verringern kann.
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