Chroniker in der Arbeitswelt
Erstmals sind mit der vorliegenden Studie die Auswirkungen chronischer Krankheiten auf die volkswirtschaftliche Produktivität untersucht worden. Dazu flossen die Daten von neun Millionen Versicherten in die Auswertung ein. Exemplarisch sind dafür die Produktivitätsausfälle durch die vier ausgewählten Indikationen Asthma, Rheuma, Herzinsuffizienz und Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) untersucht worden. Die Studie "Chroniker in der Arbeitswelt" wurde von Oberender & Partner unter der Leitung des Direktors der Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Oberender im Auftrag des vfa durchgeführt.
"Chroniker in der Arbeitswelt" - die Studie
Wie die Studie ergab, wird ein signifikanter Anteil chronisch kranker Menschen in Deutschland immer noch nicht leitliniengerecht versorgt. Dabei könnte eine optimale Versorgung durch die Vermeidung von Arbeitsunfähigkeitstagen erhebliche volkswirtschaftliche Produktivitätsverluste verhindern. Allein bei den vier untersuchten Krankheiten Asthma, Rheuma, Herzinsuffizienz und Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) sind dies bis zu 360 Millionen Euro. So konnte anhand der Herzinsuffizienz belegt werden, dass medizinische Innovationen dazu beitragen, Produktivitätsverluste deutlich abzufedern: Die Fehltage von Herzinsuffizienzpatienten haben sich seit 2002 um 34% gesenkt.
Chronische Krankheiten keine Individualschicksale
"Wir dürfen künftig chronische Krankheiten nicht nur als Individualschicksal sehen, sondern müssen Krankheitsbilder mit ihren gesellschaftlichen Konsequenzen betrachten", sagte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des vfa. "Eine wesentliche Weichenstellung für unser Gesundheitssystem wird dabei künftig von der Nutzenbewertung von Arzneimitteln ausgehen. Denn sie entscheidet, welche Aspekte der Wirksamkeit eines Arzneimittels unserem System künftig die Erstattung wert ist. Unserem Gesundheitssystem sollte auch eine relevante Senkung von Fehlzeiten am Arbeitsplatz oder die Vermeidung von Frühverrentungen künftig Geld wert sein. So wird die Definition des Nutzenbegriffes künftig auch für unsere Volkswirtschaft von Bedeutung sein."
Größere Rolle betrieblicher Prävention
Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Oberender, appelliert an die Unternehmen, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Produktivitätsverlusten vorzubeugen: "Betriebliche Prävention wird zukünftig eine deutlich grössere Rolle spielen müssen. Auch Arbeitnehmer können durch Therapietreue und stärkere Eigenverantwortung einen Beitrag zur Vermeidung von Fehltagen leisten. Die Linderung jahrelanger chronischer Leiden und eine deutlich gesteigerte Lebensqualität tragen auch zu einer psychologischen Entlastung der Patienten bei."