Charité will Knochen von T-Rex „Tristan“ röntgen
Berlin hat einen neuen Publikumsmagneten: Tristan Otto ist mehr als 66 Millionen Jahre alt, zwölf Meter lang und eines der vollständigsten Saurierskelette weltweit. Schon seit Juli befindet sich das Skelett des Tyrannosaurus Rex am Naturkundemuseum in Berlin, seit Donnerstag ist die Ausstellung für Besucher geöffnet. Das Museum rechnet mit einem Besucheransturm über die Feiertage.
Tristan, der 2010 in Montana (USA) gefunden wurde und eine Leihgabe seines Besitzers Niels Nielsen ist, ist allerdings nicht nur zum Spaß in Berlin. Wissenschaftler wollen das Skelett in den kommenden drei Jahren intensiv erforschen. Welche Krankheiten hatte er und welche Beißkraft? Und wie schwer war er eigentlich und wie schnell und beweglich?
Radiologen haben bebereits eine Rippenfraktur entdeckt
Mit zum interprofessionellen Forscherteam gehören Radiologen der Charité. Sie wollen vor allem untersuchen, wie gut die Knochen erhalten sind. Dafür kommt Medizintechnik zum Einsatz, die eigentlich nicht für Raubtiere von vier Metern Höhe, sondern für Menschen gemacht ist: Röntgenaufnahmen, aber auch CT-Aufnahmen, 3D-Scanning und Computermodellierung. Steht wieder mal eine Röntgenaufnahme an, werden einzelne Knochen vom Stahlgerüst abgenommen und in die Charité transportiert. Allein der 180 Kilogramm schwere Schädel besteht aus 47 Knochenelementen.
Untersuchungen der letzten Monate tragen schon erste Früchte: „Wir haben bei „Tristan“ bereits Rippenfrakturen und Modifikationen des Unterkiefers festgestellt“, verrät Charité-Radiologe PD Dr. Patrick Asbach. Der Fund werde nun intensiv beforscht. Weiter wollen die Forscher herausfinden, wie Medizintechnik des 21. Jahrhunderts und vorzeitliche Saurier-Knochen zusammengehen : „Mich bewegt die Frage, inwieweit Technik, die am Menschen angewandt wird, an 66 Millionen Jahre alten Knochen angewendet werden kann“, so Asbach.
Die Besucher lernen mit
Dass die aktuellen Forschungsergebnisse nach und nach in die Ausstellung einfließen werden, betrachten die Verantwortlichen des Museums für Naturkunde als Experiment. Mit den Ergebnissen des Forschungsprogramms werde die Ausstellung über die kommenden Jahre wachsen, sich verändern und die Besucher auf dieser Unternehmung mitnehmen, sagt Generaldirektor Prof. Johannes Vogel, „Tristan ist einzigartig und eine einmalige Chance: Für die Stadt Berlin, für Deutschland und die Naturforschung weltweit.“
Foto: ©_Carola-Radke_Museum für Naturkunde