Charité meldet positives Jahresergebnis 2014
In Anbetracht der 1,2 Milliarden Euro, die die Charité im vergangenen Jahr umgesetzt hat, scheint ein Überschuss von 7,6 Millionen Euro fast wie „Peanuts“. Und doch ist ein Überschuss – so klein er auch ist – heute keine Selbstverständlichkeit für ein deutsches Universitätsklinikum. 60 Prozent der 36 Universitätsklinika schreiben inzwischen Miese, nur jedes sechste macht Gewinn. Dass die Charité unter den „Gewinnern“ ist, erklärte Finanzvorstand Matthias Scheller unter anderem mit Effizienzverbesserungen im Bereich des Einkaufs, der Kürzung der Verweildauer, die jetzt bei unter sechs Tagen liegt, und der Optimierung von Diagnostikprozessen. Allein durch das Labor Berlin habe man im vergangenen Jahr zwei Millionen Euro eingespart, weitere Einsparungen habe es im Facility Management sowie bei den Energiekosten gegeben, erläuterte Scheller bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Insgesamt seien 16 Millionen Euro durch Effizienzverbesserungen eingespart worden.
Charité sieht Kassen, Bund und Länder in der Pflicht
Die Charité hatte aber auch Mehrausgaben: 34 Millionen Euro gingen auf das Konto von Lohnerhöhungen und Inflation, was Scheller zufolge trotz eines Anstiegs des Basisfallwerts (Vergütung pro Fall) nicht annährend von den Kassen ausgeglichen wurde. „Hier haben die Kassen ganz klar einen Auftrag, dass die Vergütung entsprechend der Tarifsteigerungen und Inflation zu erfolgen hat, sonst wird die Schere wieder auseinandergehen“, sagte er.
Trotz positivem Jahresergebnis 2014 und zusätzlichen 61 Millionen Euro aus Landesmitteln für das kommende Jahr wollte bei den Vorstandsmitgliedern keine rechte Partystimmung aufkommen. „Es quietscht unter der Felge“, sagte Scheller. Auch Prof. Karl-Max Einhäupl machte deutlich, wie dünn das Eis des finanziellen Polsters ist. „Nicht nur die Universitätskliniken, die gesamte Krankenhauslandschaft kommt immer mehr in Bedrängnis, weil die Kosten für ein Krankenhaus viel schneller steigen als die Erlöse über das DRG-System“, betonte der Vorstandsvorsitzende der Charité. Hier müssten sich Bundespolitik und Landesminister dringend etwas einfallen lassen. „Ich befürchte, dass wir sonst in fünf Jahren nur noch Häuser mit defizitären Bilanzen haben“, so Einhäupl.
Hohe Mehrbelastungen für Charité- Mitarbeiter
Neben der schwierigen Einnahme- und Ausgabesituation hat die Charité nach Auskunft ihres Ärztlichen Direktors Prof. Ulrich Frei außerdem zahlreiche belastende Veränderungen zu stemmen. Immer mehr ältere Patienten mit multiplen Erkrankungen seien zu versorgen, die Behandlung etwa von Krebskranken werde immer komplexer und auch der Fachkräftemangel mache dem Universitätsklinikum zu schaffen. Letztlich schlage sich all das auf den Schultern der Mitarbeiter nieder. Frei dankte den 16.000 Charité-Mitarbeitern ausdrücklich für ihr großes Engagement unter extrem schwierigen Bedingungen. Dass sich trotz buchstäblicher Baustellen immer mehr Patienten der Charité anvertrauten, "ist ein Zeichen für die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit der Teams", sagte Frei. Seinen Ausführungen zufolge konnte zum Beispiel der Kreißsaal am Campus Mitte im vergangenen Jahr zehn Prozent mehr Geburten verzeichnen, obwohl er mitten auf einer Baustelle steht.
Scheeres will Bettenabbau stoppen
Mit 140.000 stationären und 660.000 ambulanten Fällen versorgt die Charité heute so viele Patienten wie noch nie. Charité-Chef Einhäupl betonte, die Größe der Charité sei Teil ihres Markenzeichens und dürfe auf keinen Fall aufgegeben werden. Berlins Wissenschaftssenatorin und Charité-Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Scheeres versicherte unterdessen, sie versuche alles, um einen weiteren Bettenabbau zu verhindern. Und das Festhalten an den drei Standorten sei längst beschlossene Sache.
Foto: Charité