Bundesärztekammer fordert zur Grippeschutzimpfung auf
„Eine echte Virusgrippe ist keine harmlose Erkältungskrankheit. Vor einer schwer verlaufenden Erkrankung kann eine Grippeimpfung schützen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) Professor Frank Ulrich Montgomery. Er appellierte vor allem an sogenannte Risikogruppen, sich impfen zu lassen. Dazu zählen Schwangere, ältere und chronisch kranke Menschen und medizinisches und pflegerisches Personal.
Aber auch die Flüchtlinge und Helfer in den Notunterkünften seien besonders gefährdet, sich mit Grippe zu infizieren, weil sie in den Erstaufnahmeeinrichtungen auf engstem Raum leben. „Viele von ihnen sind nach langer Flucht geschwächt und oftmals fehlt der Impfschutz. Die Gefahr einer Ansteckung ist bei ihnen besonders hoch. Alle Flüchtlinge sollten deshalb sehr schnell geimpft werden können“, forderte Montgomery.
Der Ärztepräsident kritisierte, dass die Impfquoten in Deutschland zuletzt zu niedrig waren. „Leider lassen sich in Deutschland zu wenige Menschen gegen die Grippe impfen“, so Montgomery.
Zu wenig Menschen aus Risikogruppen gegen Influenza geimpft
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) war im letzten ausgewerteten Zeitraum (Winter 2013/2014) etwa die Hälfte der Menschen über 60 Jahren und weniger als ein Viertel der chronisch kranken Menschen zwischen 18 und 59 Jahren gegen Influenza. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert für diese Risikogruppen eine Impfquote von mindestens 75 Prozent, damit die Infektionsgefahr eingedämmt werden kann.
Mit Blick auf diese sogenannten Impflücken in der Bevölkerung bekräftigte der Ärztepräsident seine Forderung nach einer Impfpflicht. „Man muss sich vergegenwärtigen, dass man mit Impfung nicht nur Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Die Impfpflicht ist notwendig, damit die Gesellschaft insgesamt geschützt wird“, so Montgomery. Das gilt seiner Meinung nach besonders, um gefährliche Krankheiten wie beispielsweise die Masern zu bekämpfen. Der Ärztepräsident forderte aber auch eine bessere Impfstrategie mit einer guten Aufklärung.
Zweifel an Wirksamkeit der Grippeschutzimpfung
Wirksamkeit und Nebenwirkungen der Grippeschutzimpfung sind jedes Jahr wieder in der Diskussion. Zuletzt gab es Kritik an den Impfstoffen, die die Krankenkassen ihren Versicherten zur Verfügung stellen. Sie würden nur gegen einen B-Viren-Stamm immunisieren, nicht aber gegen einen zweiten, wie bestimmte andere, vierfach wirksame Impfstoffe, kritisierten führende Virologen.
Laut RKI lag die Effektivität der Grippeschutzimpfung in der vergangenen Grippesaison nur bei 27 Prozent, weil die ein Virenstamm sich veränderte, als die Impfstoffproduktion bereits begonnen hatte. Der abweichende Virenstamm wurde bei 62 Prozent der Influenzaerkrankten 2014/2015 nachgewiesen. Das RKI weist aber auch darauf hin, dass das eine Ausnahme war. In anderen Saisons sei die Wirksamkeit in der Regel deutlich höher und liege zwischen 40 und 60 Prozent.
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