Bremer Frühchen: Gutachter beklagt Fahrlässigkeit
Der Krankenhaushygieniker Professor Walter Popp kommt in seinem Gutachten zum Tod von mindestens drei Frühchen und der Erkrankung mehrerer Babys im Klinikum Bremen-Mitte zu einem vernichtenden Urteil: Die Kinder starben, weil es in vielen Bereichen der Klinik erhebliche Mängel gab.
Seit dem vergangenen Jahr infizierten sich im Bremer Klinikum mindestens 19 Babys mit dem Klebsiella-Keim, drei Frühchen starben. Daraufhin wurde ein Untersuchungsausschuss der Bremer Bürgerschaft eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung gegen den ehemaligen Chefarzt der Frühchenstation. Die Station ist seit Februar geschlossen.
"Der Ausbruch der Keime hätte früher beendet werden können"
Es seien viele Fehler in verschiedenen Bereichen gemacht worden, die zum Tod von mindestens drei Frühchen im Klinikum Bremen-Mitte geführt hätten, schreibt Popp in seinem Gutachten. So seien Fehler bei der desinfizierenden Reinigung gemacht worden und zumindest einige Klinikmitarbeiter hätten sich ungenügend verhalten. Ausserdem habe es zu wenig Personal und zu wenig Kompetenz in hygienischen Fragen gegeben. Der Ausbruch der Keime hätte aus Sicht des Gutachters "früher beendet werden können." Einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge hat der Gutachter die Frage der Staatsanwaltschaft, ob der Tod oder die Körperverletzung von Kindern durch Fahrlässigkeit verursacht wurde, mit "Ja" beantwortet.
"Wahrscheinlich lässt sich heute nicht mehr ermitteln, von wem aus und wie genau der Ausbruch seinen Ausgang nahm", schreibt Gutachter Popp "Insgesamt bedeutet dies, dass viele Fehler in vielen Bereichen gemacht wurden und dass alle diese Fehler zu Übertragungen auf unterschiedlichen Wegen führen mussten."
Professor Popp kritisiert auch die Bremer Gesundheitsbehörde, die in mehrfacher Hinsicht ihre Sorgfaltspflicht verletzt habe. Die FDP forderte unterdessen den Rücktritt von Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) und ihres Staatsrates. Renate Jürgens-Pieper hatte im Juli bei einer Aussage vor dem Untersuchungsausschuss eine persönliche und politische Verantwortung für Fehler im Klinikum zurückgewiesen.
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