Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

BRCA erhöht Eierstockkrebs-Risiko um 60 Prozent

Freitag, 27. März 2015 – Autor:
Liegt eine Mutation an den Genen BRCA1 oder BRCA2 vor, beträgt das Risiko für Eierstockkrebs 60 Prozent, das für Brustkrebs sogar über 80 Prozent. Während sich betroffene Frauen zur Prophylaxe von Brustkrebs einer intensiven Früherkennung unterziehen können, gibt es zur Entfernung der Eierstöcke keine Alternative.
BRCA erhöht Eierstockkrebs-Risiko um 60 Prozent

Eierstockkrebs hat eine schlechte Prognose. Die radikale OP bei erblicher Vorbelastung ist darum ein nachvollziehbarer Schritt

Wer wie Angelina Jolie ein mutiertes BRCA1 oder BRCA2 Gen in sich trägt, gehört zu einer Hochrisikogruppe. Ihr Risiko für Brustkrebsbeträgt über 80 Prozent und das für Eierstockkrebs etwa 60 Prozent. Normalerweise liegen die Risiken bei zehn bzw. unter einem Prozent. Folglich finden Ärzte und Genetiker die Entscheidung von Angelina Jolie nachvollziehbar, dass sie sich zunächst beide Brüste und nun auch die Eierstöcke hat entfernen lassen. „Angelina Jolie hat sicher nach einer sehr guten ärztlichen Beratung den Weg der Primärprävention gewählt und damit einer sehr hohen Erkrankungswahrscheinlichkeit vorgebeugt“, sagte Dr. Dorothee Speiser vom Berliner Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Charité, nachdem die Mastektomie der Schauspielerin im Herbst 2013 bekannt geworden war.

Intensivierte Früherkennung ist Alternative zur Mastektomie

Frauen mit einem derartigen Risikoprofil haben zwei Möglichkeiten, um Brustkrebs zu verhindern: Entweder sie lassen vorsorglich das Gewebe entfernen, so wie Angelina Jolie. Oder sie wählen eine weniger radikale Lösung und nehmen die so genannte intensivierte Früherkennung wahr, also eine engmaschige Kontrolle aus klinischer Untersuchung, Ultraschall und MRT. Dadurch können die Ärzte den Krebs zwar nicht verhindern, aber so früh wie möglich erkennen und behandeln. „Bei Brustkrebs sind die Früherkennungsmöglichkeiten sehr gut“, betont der Leiter des Brustzentrums der Charité Prof. Dr. Jens-Uwe Blohmer. Weniger gut sehe es dagegen beim Eierstockkrebs aus. „Wir wissen, dass wir die Frühstadien eben oft nicht früh genug entdecken.“

Aus diesem Grund entscheiden sich offenbar auch mehr Frauen für eine Entfernung der Eierstöcke (Ovarektomie) als für eine Entfernung der Brüste. Zudem hat Eierstockkrebs immer noch eine sehr schlechte Prognose. Wie viele Frauen sich insgesamt in Deutschland einem prophylaktischen Eingriff unterziehen, weiß aber niemand so genau. Laut Expertin Speiser ziehen die meisten Frauen die intensivierte Früherkennung vor, zumindest so lange noch ein Kinderwunsch besteht.

Genetische Beratungsstellen klären familiäre Auffälligkeiten ab

In der Regel sind es die Frauen selbst, die über Auffälligkeiten in ihrer Familiengeschichte stolpern und sich dann an ihren Gynäkologen wenden. Das junge Erkrankungsalter einer nahen Verwandten, mehrere erkrankte Frauen in der Familie oder gar ein männlicher Verwandter mit Brustkrebs deuteten auf eine abklärungsbedürftige Risikokonstellation hin, erklärt Prof. Denise Horn vom Institut für Medizinische Genetik der Charité. Auch eine bilaterale Erkrankung – also der Befall beider Brüste – sei ein typisches Merkmal für das Vorliegen von erblichem Brustkrebs.

Kassen zahlen genetische Tests nur, wenn sie medizinisch notwendig sind

Dabei kann ein Blick in den Familienstammbaum prinzipiell für jeden sinnvoll sein. Denn bei fast jeder erblichen Krebserkrankung gilt: Treten in der Familie gehäuft Fälle einer bestimmten Krebserkrankung auf oder erkrankt ein Verwandter ersten Grades unter dem 50. Lebensjahr, ist besondere Wachsamkeit geboten, so die Krebsexperten. Wer eine derartige Auffälligkeit in der Familie feststellt, sollte das mit seinem Arzt besprechen. Bei ernsthaftem Verdacht helfen genetische Beratungsstellen weiter. „Wer sich auf sein persönliches Krebsrisiko testen lassen will, muss allerdings strenge, international gültige Kriterien der familiären Belastung mit Tumorerkrankungen erfüllen, damit die Kassen den Test auch bezahlen“, so Genetikerin Denise Horn. Die bloße Sorge allein reiche nicht.

Foto: © fotoliaxrender - Fotolia.com

Hauptkategorien: Prävention und Reha , Berlin , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Eierstockkrebs , Brustkrebs , Gentest

Weitere Nachrichten zum Thema Eierstockkrebs

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Wie kann man die Überlebenschancen bei Bauchfellkrebs verbessern? Die Expertin Professor Beate Rau, Leiterin des Peritonealkarzinosezentrums der Charité, berichtet über eine neue Kombinationstherapie gegen Bauchfellkrebs und wie Patienten davon profitieren können.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin