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Brandenburger Fachkräftestudie Pflege: „Jetzt handeln – Pflegenotstand verhindern“

Samstag, 19. April 2014 – Autor: Michael Schulz
Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske hat zu einem „Aufbruch in der Pflegepolitik“ aufgerufen. Wie dieser aussehen könnte, zeigt die „Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“.
Immer mehr Pflegebedürftige in Brandenburg

Minister Günter Baaske stellt Fachkräftestudie Pflege vor

Die Ausgaben der Hilfe zur Pflege steigen von aktuell rund 42,2 Millionen Euro pro Jahr (2011) auf 295,6 Millionen Euro im Jahr 2030, so Baaske. Von daher sei jeder Euro, „den wir heute für wirksame Strukturen für eine vorsorgende Pflegepolitik ausgeben, auch eine fiskalisch notwendige und sinnvolle Investition in die Zukunft. „Ein weiter so geht nicht“, mahnt Baaske eindringlich und greift auf die von Professor Dr. Johann Behrens von der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg verfasste Studie zurück.

Brandenburger Fachkräftestudie Pflege

Wir müssen jetzt die Weichen richtig stellen, dann haben wir gute Chancen, dass es auch in Zukunft in Brandenburg eine gute und finanzierbare Pflege gibt“, sagte Baaske bei der Vorstellung der Fachkräftestudie. Diese schlägt Handlungsfelder vor, mit Hilfe derer die pflegerische Versorgung und die Fachkräftesicherung in der Brandenburgischen Pflege zukunftssicher gestaltet werden können.

 „Weiter so geht nicht“ – Handlungsfelder zur Lösung

Eines der Handlungsfelder ist die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit. „Wer länger fit und vital bleibt, bei dem sinkt deutlich das Risiko, ein Pflegefall zu werden“, erläutert Baaske. Ein weiteres Feld sind pflegevermeidende Unterstützungsstrukturen vor Ort. Um Doppelstrukturen zu vermeiden, sollen zudem wieder die Kommunen die Pflegestrukturen steuern; bis hin zu der Frage, welche Pflegeeinrichtung die Versorgung vor Ort übernimmt.

Ansatzpunkte sind auch der Ausbau von barrierefreien Wohnraum und des öffentlichen Nahverkehrs wie auch von wohnortnahen Betreuungs- und Alltagsdienstleistungen. Ausgebaut werden sollen die Informationsangebote und Beratungsstrukturen der 19 Pflegestützpunkte, bis hin zu fahrenden Infobüros, so Baaske, der ergänzt: „Wenn man ehrlich ist, dann wirken die Stützpunkte im Moment eher lokal als regional“.

Halten will man in Brandenburg einen bundesweiten Spitzenplatz: 77 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden entweder von Angehörigen oder von ambulanten Pflegediensten in der eigenen Häuslichkeit betreut. Um dies zu erreichen, werden allerdings mehr niedrigschwellige Entlastungsangebote benötigt.

Zahl der Pflegebedürftigen steigt bis 2030 um 70 Prozent

Bei unveränderten Rahmenbedingungen steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Brandenburg von aktuell knapp 96.000 bis zum Jahr 2030 um knapp 70 Prozent auf etwa 162.000. Daraus würde sich ein erheblicher Mehrbedarf an Pflegepersonal ergeben: Bei den ambulanten Diensten würden anstatt der derzeit 12.500 Beschäftigten 21.000, in der stationären Versorgung anstatt 16.400 über 33.000 Beschäftigte benötigt. Das ist eine Zunahme von über 86 Prozent, mahnt Baaske. Jede 22. Arbeitskraft müsste in Brandenburg dann in der Pflege arbeiten, um den Bedarf zu decken; derzeit ist es jede 70. Arbeitskraft.

Einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Fachkräfteproblematik sieht Baaske in der Erhöhung der Vollzeitstellen in den Pflegeeinrichtungen. „Viele Pflegekräfte wollen ganztags arbeiten, bekommen aber keine entsprechende Stelle. Derzeit haben weniger als ein Drittel der Beschäftigten eine Vollzeitstelle“, mahnt er.

3,85 Prozent aller Brandenburger sind pflegebedürftig – in Baden-Württemberg liegt die Pflegequote bei nur 2,58

Mit Abstand den größten Effekt auf den Fachkräftebedarf würde jedoch die Reduzierung der Pflegequoten nach sich ziehen, so die Studie weiter. Angestrebt wird in Brandenburg die Pflegequote von Baden-Württemberg (2011: 2,58 Prozent). Gelingt dies, könnte in der Pflege mehr als 50 Prozent des zukünftigen Personal-Mehrbedarfs vermieden werden. Brandenburg lag im Jahr 2011 bei insgesamt 3,85 Prozent. Nur Mecklenburg-Vorpommern liegt mit 4,13 Prozent schlechter.

Foto: Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie, Land Brandenburg

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