Berliner Institut für Gesundheitsforschung reagiert gelassen auf Nußbaums Schreiben
Es ist nicht das erste Mal, dass Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum in der Berliner Wissenschaftslandschaft für Unmut sorgt. Diesmal geht es um das Berliner Institut für Gesundheitsforschung – oder besser bekannt als Berlin Institute of Health (BIH). Im BIH bündeln das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und die Charité – Universitätsmedizin Berlin seit gut einem Jahr ihre Forschung. Das Institut gilt als Eliteprojekt von Weltrang.
Laut Tagesspiegel hat Nußbaum schon im August einen dreiseitigen Brief von seiner Finanzverwaltung verfassen lassen, in dem er den Senat für Wissenschaft auffordert, sich noch einmal politisch mit dem Themenkomplex zu befassen. Die Senatsverwaltung solle klären, ob das BIH notwendig und die weiterhin zu präferierende Lösung sei, zitiert der Tagesspiegel aus dem Schreiben vom 6. August. Im Klartext heißt das so viel wie: Der Finanzsenator hält das BIH für finanziell riskant und würde das Projekt am liebsten abblasen. Anlass für das Schreiben war offenbar die bevorstehende rechtliche Gründung des BIH als Körperschaft des öffentlichen Rechts und die dafür notwendige Gesetzesänderung durch das Berliner Abgeordnetenhaus. Letztlich steckt aber Nußbaums restriktive Sparpolitik dahinter.
Das Projekt ist von Bund und Senat beschlossen worden
Doch in Wissenschaftskreisen glaubt man nicht, dass sich Nußbaum mit seinen Bedenken durchsetzen kann. Berlins Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres sagte dem Tagesspiegel, die Entscheidung für dieses Zukunftsprojekt sei abschließend im Senat beschlossen worden und mit dem Bund vereinbart. „Das Projekt wird über Parteigrenzen hinweg begrüßt, Gründungsvertrag und Verwaltungsvereinbarung sind durchs Abgeordnetenhaus gegangen.“ Zudem kündigte Scheeres ein Chefgespräch mit Klaus Wowereit an. Berlins noch Regierender Bürgermeister gilt als großer Befürworter des Berliner Institute of Health, nicht zuletzt weil die Wissenschafts- und Wirtschaftsregion Berlin insgesamt davon stark profitiert.
Erschwerend für Nußbaums Attacke dürfte auch sein, dass der Bund voll hinter dem Prestigeprojekt steht. Er trägt immerhin 90 Prozent der rund 312 Millionen Euro, die in den kommenden vier Jahren ins BIH fließen sollen, den Rest trägt das Land. Bundesforschungsministerin Professor Johanna Wanka bezeichnete seinerzeit die Gründung des BIH als wichtigen Schritt in der deutschen Gesundheitsforschung – und darüber hinaus. Schwer vorstellbar, dass das BMBF vor der Berliner Finanzverwaltung einknicken wird.
Berlin Institute of Health fürchtet Imageschaden
Der Vorstandsvorsitzende des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung Professor Ernst Theodor Rietschel sagte am Donnerstag, er vertraue auf die Spitzen der Wissenschaftspolitik. Zugleich bekräftigte er, das BIH werde sich von seinem Kurs nicht abbringen lassen. „Wir sind mit großem Schwung vorangekommen und werden nicht anhalten“, sagte Rietschel mit Blick auf die gestarteten Forschungsprojekte, die Investitionen in Infrastruktur, die Baumaßnahmen und die Rekrutierung von Personal. Ärgerlich findet er bloß, dass Nußbaums Vorstoß einen unguten Beigeschmack hinterlassen könnte. „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die wir hier anwerben wollen, lassen sich möglicherweise verunsichern.“ Das sei nicht nur schlecht fürs BIH, sondern für den gesamten Wissenschaftsstandort Berlin.
Foto: Charité