Berliner Dialog 80plus: Czaja stellt erste Ergebnisse vor
Der demografische Wandel geht auch an Deutschlands Hauptstadt nicht vorbei: Bis 2030 wird ein Anstieg der hochaltrigen Bevölkerung "80plus" von derzeit 170.000 auf 263.000 Menschen erwartet. Darum hat Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja vor etwa einem Jahr den Dialogprozess 80plus ins Leben gerufen. Auf Grundlage eines Diskussionspapiers wurden seither Dialoge mit rund 250 Vertretern aus Pflege, Gesundheitswirtschaft, Krankenkassen und Politik geführt. Dabei wurden sieben Handlungsfelder in den Blick genommen: Prävention, Ausbau der ambulanten geriatrischen Versorgung, Stationäre Versorgung, Vernetzung ambulant und stationär, Versorgung am Lebensende, Aus- Fort- und Weiterbildung in der Altersmedizin sowie Selbstbestimmung und Teilhabe. Die Akteure waren gefordert, sich gemeinsam so verbindlich wie möglich auf Ziele einigen, die dann in einer Rahmenstrategie zusammengeführt werden. Laut Czaja ist das ist auch gelungen. „Heute können wir Ergebnisse vorlegen“, teilte er am Dienstag der Presse mit.
Berlin strebt bessere Versorgung hochaltriger Menschen an
Zu den Ergebnissen zählt beispielsweise die Einführung eines Risikoscreenings in den Notaufnahmen der Krankenhäuser. Weiter wurden Maßnahmen zur Verbesserung der geriatrischen Kompetenz von Hausärzten festgeschrieben sowie die Ausweitung der Angebote von Mobilitätshilfen. „All diese Maßnahmen haben das Ziel, Menschen auch in hohem Alter nach ihren speziellen Bedürfnissen gesundheitlich und pflegerisch zu versorgen und gleichzeitig ihre Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben so lange es geht zu ermöglichen“, verdeutlichte Czaja die Ziele des Berliner Modellprojekts „80plus“. Die stärkere Ausrichtung der Versorgungs- und Betreuungsstrukturen auf die besonderen Bedürfnisse hochaltriger Menschen sei nötig, um für die kommenden Veränderungen in unserer älter werdenden Gesellschaft auch gerüstet zu sein, ergänzte er.
Die nun formulierten Ziele sollen in den nächsten Tagen konkretisiert werden. Dann soll es an die Umsetzung gehen.
Die zentralen Ergebnisse des Dialogprozesses 80plus in Kürze:
- Für den Bereich der stationären Versorgung wird in allen Notaufnahmen ein Risikoscreening eingeführt. Das hilft, ältere Patienten mit demenziell bedingten kognitiven Defiziten leichter zu erkennen und damit entscheidende Weichen für den weiteren Versorgungsablauf zu stellen.
- Für den Bereich Gesundheitsförderung ist ein kooperatives Modellprojekt geplant, das konkrete Angebote der Bewegungsförderung und Sturzprävention für hochaltrige Menschen ermöglicht.
- Für die Stärkung der ambulanten geriatrischen Versorgung wird die Verbesserung der geriatrischen Kompetenz von Hausärztinnen und Hausärzten vorbereitet. Dies geschieht durch die Etablierung einer einheitlichen Weiterbildung, die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für die Niederlassung geriatrischer Schwerpunktpraxen sowie den Ausbau von Rehabilitationsangeboten. Darüber hinaus ist eine landesweite Qualifizierung der Beschäftigten in Pflege und Therapie durch eine staatlich anerkannte geriatrische Fachweiterbildung geplant.
- Beim Wechsel von einem Versorgungsbereich in den anderen – z.B. bei der Entlassung aus dem Krankenhaus in die eigene Wohnung – sollen hochaltrige Menschen mit komplexen medizinischen, pflegerischen und sozialen Versorgungsbedarfen optimal begleitet werden. Dazu schlagen die Experten vor, das Entlassungsmanagement und die Überleitungsprozesse zu standardisieren.
- Um die Zusammenarbeit an den Schnittstellen zwischen Geriatrie, Altenhilfe und Psychiatrie zu verbessern, sollen die Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbünde (GGV) in den Bezirken gestärkt werden.
- Zur Stärkung von Selbstbestimmung und Teilhabe hochaltriger Menschen am gesellschaftlichen Leben werden die Angebote der Mobilitätshilfedienste flexibler gestaltet, Ressourcen der Nachbarschaft aktiviert und die aufsuchende soziale Arbeit für Hochbetagte gestärkt.
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